Interview mit dem neuen STS-Präsidenten
«Das Tier muss wieder im Vordergrund stehen»
An der ausserordentlichen Delegiertenversammlung Ende Januar 2024 wurde Nicole Ruch als Präsidentin des Schweizer Tierschutz STS abgewählt. Der Abwahl waren interne Querelen vorangegangen, Vorwürfe der Misswirtschaft und ungetreuen Geschäftsführung standen im Raum. Der neu gewählte Präsident Piero Mazzoleni teilt seine Zukunftsvision für die nationale Tierschutzorganisation.
Herr Mazzoleni, beim STS gibt es nach der Präsidentschaft von Nicole Ruch einige Baustellen. Welche möchten Sie als Erstes in Angriff nehmen?
Ich werde so bald als möglich eine Vorstandssitzung anberaumen, um die Dossiers neu zu verteilen. Besondere Aufmerksamkeit verlangt das Finanzdossier, welches einer Prüfung unterzogen werden muss. Auch der Kontrolldienst muss unter die Lupe genommen werden, dort gab es zahlreiche personelle Abgänge. Zudem soll nun eine Arbeitsgruppe für die Findung des neuen Präsidenten oder der neuen Präsidentin gegründet werden. Mir ist es wichtig, die Einigkeit zwischen den Personen im Vorstand wieder herzustellen und für Transparenz und Austausch zwischen dem Vorstand und den STS-Mitgliedern zu sorgen. Das Tier muss wieder im Vordergrund stehen, für das Tierwohl einzustehen, ist unser Ziel.
Präsidentin Nicole Ruch wurde von den Delegierten abgewählt. Gab es noch weitere personelle Änderungen im Zentralvorstand?
Ja, lediglich vier Personen wurden wiedergewählt, sechs Vertreter und Vertreterinnen sind neu ins elfköpfige Gremium dazugekommen. Jetzt muss ein neues Team geformt werden. Ich persönlich finde es schade, dass Martina Munz und Michel Roux nicht mehr gewählt wurden. Sie haben für mehr Transparenz gekämpft und sind engagiert für den STS eingestanden.
Wie werden Sie nun das Vertrauen der Mitarbeitenden und der Spenderinnen in den STS wiedergewinnen?
Wichtig ist, dass wir gute Arbeit leisten, Einigkeit zeigen und die Streitigkeiten begraben. Früher stand die Präsidentin im Zentrum und es gab keinen Platz für gemeinsame Entscheide, dies soll sich ändern. Wir dürfen die Probleme nicht mehr unter den Teppich kehren, sondern müssen sie aktiv angehen und dabei immer als Erstes an die Tiere denken. Ich kann ihnen versichern, dass ich die Tätigkeit als Präsident ausschliesslich aus Liebe zu den Tieren ausübe und nicht die geringsten finanziellen Interessen hege.
Sie liefern das Stichwort: Sind Sie tatsächlich nur befristet als Präsident des STS tätig?
Es ist mir eine grosse Ehre momentan das Präsidium innezuhalten. Aber ich glaube längerfristig sollte dies eine Person übernehmen, die mehr aus dem tierbezogenen Fachbereich kommt.
Zur PersonPiero Mazzoleni führt eine eigene Anwalts- und Notariatskanzlei in Locarno. 2008 übernahm er das Präsidium der STS-Sektion Locarno e Vallemaggia und seit 2017 ist er im Zentralvorstand des STS, wo er zuletzt das Vizepräsidium innehielt. Mazzoleni lebt in Minusio, ist verheiratet und hat einen Hund.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren