Medikamente
Psychopharmaka für den Hund
Wenn Hunde Verhaltensstörungen zeigen, sind Therapiemassnahmen angesagt. Oder man verabreicht ihnen eine Pille. Wie wirksam sind Psychopharmaka, wann kommen sie zum Einsatz und wann sind sie fehl am Platz?
Um Verhaltensstörungen rasch aus dem Weg zu räumen, sind Psychopharmaka zum Wirtschaftsfaktor geworden – auch bei Haustieren. Dabei kämen vor allem Präparate aus der Humanmedizin zum Einsatz, sagt Marie Müller-Klauser, Vizepräsidentin der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin. «Für Hunde registrierte Psychopharmaka etwa gibt es in der Schweiz nur wenige.»
Als Hundehalter mal schnell selbst eine Tablette verabreichen kann man in der Schweiz zum Glück nicht. «Psychopharmaka sind verschreibungspflichtig, denn viele psychologische Probleme sind ohne Medikament und durch einen auf Verhaltensmedizin spezialisierten Tierarzt behandelbar.»
Eine solche Spezialistin ist Maya Bräm Dubé vom Tierspital Zürich. «Die Schweiz ist zurückhaltend in der Vergabe von Psychopharmaka», sagt sie. Statistiken zum Verbrauch bei Hunden gebe es allerdings keine. Zwar scheint der Trend nach oben zu zeigen. Doch Bräm Dubé warnt vor zu schnellen Rückschlüssen. «Durch den Zuwachs an Verhaltensmedizinern und -trainern sind Hundehalter heute auf Verhaltensprobleme sensibilisiert und suchen mehr Hilfe als zuvor.»
Fachärzte wie Bräm Dubé sind allerdings meist die letzte Instanz. Ihre Patienten sind in der Regel schwere Fälle. Bis sie bei ihr in der Sprechstunde sitzen, haben die Halter bereits viel versucht. Ob und wann Psychopharmaka dem Hund helfen, ist laut der Verhaltensexpertin individuell. Oft führe ein ganzheitlicher Ansatz zum Ziel – eine Kombination von Therapiemöglichkeiten wie Umweltanpassung, allgemeine Stressreduktion, Verhaltenstraining, Optimierung der Kommunikation zwischen Halter und Hund,
Ernährungsumstellung oder Phytotherapie.
Medikamente lindern Stress
Psychopharmaka sieht die Verhaltensmedizinerin als ein Element des Ganzen, die in manchen Fällen notwendig sind, in anderen hingegen nicht eingesetzt werden müssen. So reiche bei ausgeprägter Tierarztphobie oder Angst vor Silvesterknallern eine einmalige Verabreichung der Pille wenige Stunden vorher – während langfristig per Training daran gearbeitet werden müsse, die Angst zu verringern.
Bei Verhaltensweisen wie dem Bellen beim Ertönen der Türklingel, die zum Normalverhalten des Hundes gehören und nur den Menschen stören, sei die «schnelle Pille» sogar fehl am Platz. Auch bei natürlichen Reaktionen auf Reizüberflutung reichen Verhaltenstraining, Umweltanpassungen, Stressreduktion und das Verständnis des Besitzers häufig aus.
Wertvolle Helfer sind Psychopharmaka hingegen, wenn die üblichen Erziehungs- und Trainingsmethoden an ihre Grenzen stossen. Etwa bei generalisierten Angststörungen, Zwangsverhalten wie Schatten-, Licht- oder nicht enden wollendes Schwanzjagen. «Erst durch die Medikamente wird der Hund für eine Verhaltenstherapie ansprechbar», erklärt Bräm Dubé. Dem Hund und dem Halter werde so der Leidensdruck genommen.
Nicht immer ist eine Therapie von Erfolg gekrönt. Manchmal müssen Medikamente sogar dauerhaft gegeben werde, etwa bei einem Hund, der auf unvorhersehbare Geräusche wie Kindergeschrei oder Knallen unkontrollierbar aggressiv reagiert. Auch Hunde, die trotz ganzheitlicher Therapie weiterhin täglich Probleme haben, leben mit einer Dauermedikation stressfreier.
Verhaltensproblemen liegen oft mehrere Faktoren gleichzeitig zugrunde. Dazu zählen genetische Veranlagung, vorgeburtliche Faktoren wie Stress des trächtigen Muttertieres sowie Erlebnisse während der ersten drei Lebensmonate. All dies hat einen Einfluss auf die psychische Gesundheit eines jungen Hundes.
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