Obwohl die Schweiz als tollwutfrei gilt
Warum bei Tollwut immer noch Vorsicht geboten ist
Die Tollwut mag in der Schweiz nicht mehr eine grosse Gefahr darstellen, illegale Hundeimporte verstärken aber das Risiko, dass die Krankheit wieder eingeschleppt wird.
Das Reisen ist mit dem Abklingen der Corona-Zeit wieder mehr in den Vordergrund gerückt. Ferien in anderen Ländern bringt aber auch Gefahren mit sich, vor allem wenn es um Krankheiten geht, mit denen SchweizerInnen nicht mehr alltäglich konfrontiert sind. Tollwut z.B wurde in der Schweiz ausgerottet, in Afrika und Asien ist die Krankheit immer noch endemisch. Weltweit sterben jährlich fast 60'000 Menschen daran. 99% der Tollwut-Fälle werden durch Bisse von infizierten Hunden verursacht. Hunde-Importe stellen deshalb ein grosses Risiko dar, wie die Gesellschaft der Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte GST in einer Mitteilung schreibt.
Kontrolle ist nicht immer einfach
[IMG 3]
Unter den Tieren, die in die Schweiz eingeführt werden, hat es oft nicht vorschriftsmässig importierte Hunde. Bei solchen Fällen würde die Zusammenarbeit zwischen TierärztInnen und den zuständigen Veterinärdiensten nicht immer stimmen. Diese fühlen sich laut der GST oft hilflos, weil schwierig zu beurteilen sei, ob die Besitzer aus Profitgründen oder einfach aus rechtlicher Unkenntnis handelten. Trotzdem ist das Tier eingereist und die KantonsärztInnen müssen Massnahmen treffen.
Welpen mit Tollwutverdacht werden eingeschläfert. Weil solche Fälle zunehmen, wird die Forderung nach strengeren Regeln lauter. Das aktuelle System sei verbesserungswürdig, allerdings würden für Alternativen, wie strengere Grenzkontrollen oder mehr Quarantänemassnahmen, kompetentes Personal oder das nötige Geld fehlen. Auch fruchten laut der GST Präventions- und Sensibilisierungskampagnen nicht, weshalb konsequentere strafrechtliche Konsequenzen wünschenswärt wären.
Ukraine-Krieg ändert Situation
Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat die Richtlinien für die Einreise von Haustieren in die Schweiz in Bewegung gebracht. Hunde und Katzen mit unsicherem Gesundheitsstatus reisten aus einem Tollwutrisiko-Land ein. Mit Aufklärungsmassnahmen und dank der guten Kenntnisse der betroffenen Halter über die Krankheit konnten diese Tiere aufgenommen werden. Allerdings öffne diese neue Situation auch die Türen für Kriminelle, welche diese Gelegenheit für illegale Importe nutzen. Für die GST sei daher eine neue Risikobewertung in diesem Bereich angebracht.
Tollwut bei Mensch und Vierbeiner
Tollwut ist eine weltweit verbreitete Zoonose und gilt in der Schweiz als auszurottende Seuche. Alle Säugetiere gelten als empfänglich. Im östlichen Europa sind immer noch Füchse und – in weit geringerem Mass bezogen auf die Gefährdung von anderen Säugetieren und Menschen – Fledermäuse das wichtigste Reservoir. Beim Menschen gehen weltweit > 90 % der Ansteckungen auf einen Hundebiss zurück. Wildtiervermittelte Tollwutfälle sind beim Menschen relativ selten, noch seltener sind Ansteckungen durch Fledermausbisse in Europa dokumentiert.
Wie sich das Virus überträgt
Die Übertragung der Tollwut geschieht vor allem über den Speichel tollwutinfizierter Tiere, insbesondere über Bissverletzungen. Selten über Kratzverletzungen, oberflächliche Hautverletzungen oder Schleimhautkontakt. Das Virus ist nicht umweltbeständig, sodass es zu keinen indirekten Übertragungen kommt. Die Inkubationszeit ist sehr unterschiedlich (häufig zwischen mehreren Wochen bis Monate) und unter anderem abhängig vom Ort der Bissstelle, der Virusvariante und der übertragenen Virusmenge. Bei Haustieren treten die Symptome meist innert 3 bis 12 Wochen nach Infektion auf, nur selten nach über 6 Monaten. Beim Menschen beträgt die typische Inkubationszeit 1 bis 3 Monate, jedoch sind auch kürzere Inkubationszeiten (4 Tage) und Inkubationszeiten über ein Jahr möglich.
Verlauf der Krankheit
Eine Tollwutinfektion verläuft nach Ausbruch der Symptome rasch progressiv und fast ausnahmslos tödlich. Grundsätzlich wird zwischen einer rasenden und einer stillen Wut unterschieden, jedoch sind die Symptome variabel und nicht alle Tiere durchlaufen Krankheitsphasen. In der ersten Phase treten Verhaltensänderungen wie Nervosität, Scheu oder Anhänglichkeit, Fieber und Juckreiz an der Bissstelle auf. Diese Symptome können leicht übersehen werden.
[IMG 2]
In der darauffolgenden akuten Krankheitsphase zeigen die Tiere bei der rasenden Wut unter anderem Hyperaktivität, erhöhte Bissbereitschaft, Desorientierung, Muskelzittern und Krämpfe. Die Tiere sterben infolge von Krampfanfällen. Die stille Wut zeichnet sich durch eine Lähmung aus. Die Vierbeiner zeigen Kopfnervenausfälle, die mit Kehlkopflähmung, Speicheln und «dropped jaw» (der Hund kann sein Maul nicht mehr richtig schliessen) einhergehen. Im weiteren Verlauf werden die Tiere komatös und sterben infolge eines Atemstillstandes.
Eine Tollwutinfektion verläuft nach Ausbruch der Symptome fast ausnahmslos tödlich, es gibt weder für Mensch noch für die Tiere eine Behandlung, welche die Krankheit heilt. Eine Impfung für Hunde wird deshalb empfohlen, ein Impfobligatorium für Hunde in der Schweiz besteht allerdings nicht mehr. Gesetzliche Vorgaben bestehen aber für den Grenzübertritt von Hunden, Katzen und Frettchen. Für Menschen gibt es ebenfalls Impfungen, diese werden vor allem allen Tierärztinnen und Tierärzten, Studierenden der Veterinärmedizin, TierpraxisassistentInnen sowie Tierpflegerinnen und Tierpflegern empfohlen.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren