Herr Kriener, warum sind die Tiefen der Meere, die zwei Drittel unseres Planeten bedecken, schlechter erforscht als die Weiten des Alls?

Weil es dort unten finster, eiskalt und für den Menschen tödlich ist, wie zuletzt die Expedition des Milliardärs Stockton Rush mit seinem Spezial-U-Boot Titanicgezeigt hat.

Welches ist die grösste Bedrohung für das Leben in den Ozeanen?

Die grösste Bedrohung ist die Überhitzung durch den Klimawandel. Die Weltmeere sind so warm wie noch nie. Wir hatten schon vergangenes Jahr bis zu 30 Grad Wassertemperatur am Mittelmeer. Das bringt die Korallen, die Fische und viele andere Organismen an ihre Grenzen.

Was können Konsumenten und Wählerinnen für den nachhaltigen Fischfang tun?

Zuvorderst ist die Politik gefordert. Wir brauchen ein globales Plastikabkommen und viel mehr Tempo im Klimaschutz. Aber eine nachhaltige Fischerei ist möglich. Verbraucher sollten sich nach heimischen Fischen umschauen und vor allem die lokalen Teichwirtschaften unterstützen. Nötig sind ein wirkliches Interesse und Empathie für die Meere, Seen, die Fische und die Fischerei.

Ist Zuchtfisch oder Wildfang nachhaltiger?

So pauschal lässt sich das schwer beantworten. Es gibt Zuchtfische aus Teichwirtschaften wie etwa den Karpfen, der wirklich nachhaltig erzeugt wird, zugleich sind die Teiche echte Hotspots der biologischen Vielfalt, extrem wertvoll. Dagegen gehört der Lachs aus den Netzgehegen der marinen Aquakultur sicher zu den problematischsten Fischen überhaupt. Leider wissen die Konsumenten darüber so gut wie nichts. Bei den Fischen aus Wildfang hilft das Siegel des Marine Stewardship Council MSC, mit dem nachhaltige Fischereien zertifiziert werden. Der MSC wird zwar oft kritisiert, aber er ist besser als sein Ruf. Und von allen Siegeln das glaubwürdigste.

«Eine nachhaltige Fischerei ist möglich», sagen sie, das ist auch ein Zitat aus ihrem Buch. Wie sieht die aus?

Es ist relativ einfach: Es darf nicht mehr weggefischt werden als nachwächst plus eines gewissen Sicherheitspuffers. Die Vorgaben der Wissenschaft müssen strikt eingehalten werden. Überfischte oder klimageschädigte Fischbestände brauchen Erholung. Und nicht zu vergessen: Fischer und Fischereibetriebe brauchen Unterstützung in Zeiten mit gekürzten Fangquoten. Es geht ja nicht nur um die Fische und Meere, sondern auch um die Menschen.

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