Vögel sind die einzige Gruppe im Tierreich, die Federn haben. Der Ornithologe Dr. Lukas Jenni wies an seinem Vortrag über das Vogelgefieder im August 2024 an der Schweizerischen Vogelwarte Sempach darauf hin, dass Saurier bereits Federn trugen. Er zitierte den britischen Naturfilmer und -schriftsteller David Attenborough, der sagte: «Saurier sind nicht ausgestorben, sie sind davongeflogen.» Jenni wies darauf hin, dass sich in der Entwicklungsgeschichte Vögel sehr früh von den Vögeln abgespalten haben. Er machte als nächste Verwandte der Vögel die Krokodile aus.

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Der Aufbau einer Feder

Ein Vogel hat Schwanz-, Schwung- und Körperfedern mit viel Daunenanteil. Die Daunen sind in Puderdaunen, Federdaunen und Pelz- oder Halbdaunen aufgeteilt. Eine Feder weist einen Federschaft auf. Davon gehen die Federäste ab. Die Äste haben Bogen- und Hakenstrahlen, die ineinander verästelt sind. Das bewirkt, dass eine Schwinge zusammengefügt bleibt und beim Flug trägt.

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Wie Farben ins Gefieder kommen

Das Vogelgefieder sticht besonders durch seine Farben ins Auge. Pigment-, Struktur- und Haftfarben bewirken, dass das Vogelgefieder farbig ist. Das häufigste Pigment sei das Melanin, sagte Lukas Jenni. «Der Vogel bildet es im Körper und lagert Melanine in einem komplexen Vorgang in den Federn ein.» Braun-, Schwarz- und Grautöne entstehen durch Melanine.

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Farben entstehen auch durch die Aufnahme von Karotinen. Lukas Jenni nennt das Beispiel des Fichtenkreuzschnabels: «Wenn dieser Vogel Koniferensamen aufgenommen hat, wird sein Gefieder rötlich, denn die Samen enthalten Karotin.» Ansonsten bleibe es blass. Auch Porphyrin wird mit der Nahrung aufgenommen. Dieser Farbstoff existiert im Gefieder der Turakos. Strukturfarben hingegen entstehen durch physikalische Effekte, Schillerfarben durch Lichtbrechung.

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«Selten sind Haftfarben, die sich der Vogel selbst zufügt», sagt Lukas Jenni. Der Bartgeier beispielsweise bade in eisenoxidhaltigem Wasser, so dass er sich damit sein Brustgefieder rostrot färbe, und Rosapelikane würden sich rosa mit einem Sekret aus der Bürzeldrüse färben.

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Gut gefärbte Männchen punkten

Farben sind im Vogelreich wichtig. So sei bekannt, dass weibliche Kohlmeisen Männchen bevorzugen würden, die einen gut abgegrenzten weissen Fleck am Kopf hätten. «Die Farbabgrenzungen sollten nicht ausgefranst wirken.» Federn haben aber noch viele weitere Funktionen.

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Feder schützen

Federn schützen gegen aussen. Das meiste, was an einem Vogel sichtbar ist, macht das Federkleid aus. Die Vogelhaut ist zudem dünn wie Papier. Federn schützen sie. Wasser perlt am Gefieder ab, beim Kormoran, der tauchen muss, um sich die Nahrung zu beschaffen, saugen sich Federn voll. Federn sind auch wärmedämmend. «Gefangene Luft ist der beste Wärmedämmer», stellt Lukas Jenni klar. Darum würden sich Vögel bei Kälte aufplustern. Sei es besonders kalt, wirke der Vogel wie eine Kugel.

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Federn erzeugen Laute und speichern Wasser

Federn beeindrucken. Darum können etliche Vogelarten während der Balz das Federkleid verändern wie beispielsweise Kampfläufer. Spechte stützen sich mit dem Schwanz am Baumstamm ab, und es gibt auch Vögel, die mit dem Gefieder Geräusche erzeugen.

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Dazu gehört die Bekassine. «Sie vibriert während der Balz mit den Schwanzfedern und erzeugt dabei ein Geräusch. Ein weiteres Kuriosum: Das Braunbauch-Flughuhn speichert in seinem Bauchgefieder Wasser, das es den Jungen bringt.

Hörhilfe, bunt oder farbig?

Federn helfen der Schleiereule beim Hören. Lukas Jenni erklärt: «Der Gesichtsschleier bildet einen Schalltrichter.» Bunt oder eintönig? Die Antwort auf diese Frage fällt bei den verschiedenen Arten unterschiedlich aus. «Viele Vögel sind oft besonders an der Kehle oder am Schwanz bunt gefärbt». Diese Farbtupfer würden bei der Balz auffallen aber nicht von oben, wo beispielsweise ein Raubvogel kreise und nach Nahrung spähe.

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Erneuerung des Gefieders

Das Gefieder nützt sich ab, schon allein durch den Flug. Lukas Jenni rechnet vor: «Wenn ein Fitislaubsänger in den Süden fliegt, dann schlägt er ungefähr 9,5 Millionen Mal mit seinen Flügeln.» Auch darum erneuern Vögel das Gefieder regelmässig durch die Mauser. Etwa fünf bis zwölf Prozent des Körpergewichts würden bei der Mauser erneuert. So ist sichergestellt, dass Vögel wieder mit neuem Gefieder bei Artgenossen punkten können, dass die Federn wieder schützen und tragen. Und dank des Federkleides sind Vögel schon rein äusserlich unterschiedlich und erstaunen Interessierte immer wieder.