Ziervogellexikon
Taubenhalsamazone, dezente Schönheit aus Südamerika
Taubenhalsamazonen sind bedrohte Papageien Südamerikas, die in Tropen- und Araukarienwäldern leben. Unter Menschenobhut entfalten sie ein sanftes Temperament und beeindrucken durch verhaltene Schönheit. Die Raritäten werden gelegentlich gehalten und gezüchtet.
SteckbriefHerkunft: Südost-Brasilien, Nordost-Argentinien und Südost-Paraguay
Grösse: 30 Zentimeter
Farbe: Grün ist dominierend, die Brust ist weinfarbig, Zügel und Stirn rot Geschlechtsunterschiede: äusserlich keine feststellbar
Ringgrösse: 9,5 mm
Lebenserwartung: ca. 30 Jahre
Platzansprüche: Ideal sind eine kombinierte Innen- und Aussenvoliere oder eine Voliere von mindestens 2 x 2 x 2 Meter
Ausstattung: Badegelegenheit, Sprinkleranlage oder regelmässiges Besprühen, Sand und Erde, frische Äste zum Klettern und Benagen
Stimme: Laut, besonders abends und morgens, ansonsten recht ruhig
Haltung: paarweise
Herkunft und Geschichte
Taubenhalsamazonen leben im subtropischen Regenwald und in Araukarienwäldern. Da viele Flächen bereits abgeholzt sind, fliegen sie schwarmweise zwischen Waldinseln hin und her, so beispielsweise in der argentinischen Provinz Misiones. Dort dominieren Mate-Tee-Felder mit kleinen, verbliebenen Araukarienwäldern am Rande. Die Amazonen ernähren sich von den Araukariensamen und scheinen teilweise auch umherzuziehen. Taubenhalsamazonen kommen aber auch im brasilianischen Atlantischen Regenwald vor, der zum grössten Teil abgeholzt ist. Die Art wurde 1821 in die Wissenschaft eingeführt. Gehalten wird sie seit jeher selten. 1881 war ein Exemplar im Londoner Zoo zu sehen, das dort zwei Jahre lebte. Anschliessend wurde der Vogel präpariert und im Naturhistorischen Museum ausgestellt. Miss Maud E. Knobel, Sekretärin und Kassierin der Avicultural Society zwischen 1922 und 1948, war eine grosse Papageienliebhaberin und speziell interessiert an Amazonen. Sie schrieb in einem Artikel im Jahr 1923 im Avicultural Magazine, dass sie Mitte März 1923 zu Livestock Emporium Chatman in London ging und dort eine zahme Taubenhalsamazone sah. Sie sei schliesslich mit ihr aus dem Laden gegangen, berichtet sie. Ein erster einzelner Hinweis auf eine private Haltung. In Schönbrunn in Wien wurde die Art 1928 gehalten, im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde 1956. In der Schweiz gelang die Zucht erstmals dem privaten Halter Otto Poschung im Jahre 1978. Die Angaben zeigen, dass die Taubenhalsamazone nie in grosser Zahl ausgeführt wurde und in Zoos wie in Privathaltungen immer eine seltene Erscheinung blieb.
Eignung als Heimtier
Bei der Haltung der Taubenhalsamazone steht die Zucht im Vordergrund. Die Art ist unter Menschenobhut nicht sehr verbreitet. Darum ist es wichtig, dass Taubenhalsamazonen gezüchtet werden, damit ihr Bestand nicht erlischt. Wer Zuchtvolieren hat und sich für Amazonen interessiert, hat mit der Taubenhalsamazone eine interessante, schöne Art, die durchaus zur Zucht schreitet, wenn sich die Partner verstehen. Die Taubenhalsamazone ist nicht geeignet zur Haltung in der Wohnung. Die lauten Stimmen würden zu Problemen führen.
Erwerb
Taubenhalsamazonen sind nur über private Züchter erhältlich. Der Vogelzuchtverband Exotis betreibt auf seiner Webseite eine Inserateplattform für Vögel und führt Bestandeslisten. Das ermöglicht Kontakte zu Züchtern der Art.
Ernährung und Pflege
Eine Samenmischung für Amazonen ist Bedingung, denn als Papageienmischung bezeichnete Körnermischungen enthalten zu viele Sonnenblumenkerne. Amazonen dürfen nicht mit zu fetthaltigen Samen gefüttert werden. Die Hälfte des Futteranteils sollte aus Früchten und Gemüse bestehen. Keimfutter ist eine wichtige Ergänzung, besonders während der Zuchtzeit. Taubenhalsamazonen lassen sich gerne besprühen. Manche baden auch in einer Schale, aber generell lassen sie sich lieber beregnen. Als Tropenvögel fühlen sie sich in hoher Luftfeuchtigkeit wohl. Sie knabbern gerne frische Blätter von Zweigen und nagen mit Vorliebe an morschem Holz.
Zucht
Geduld ist bei der Papageienzucht wichtig. Taubenhalsamazonen schreiten durchaus bereitwillig zur Brut. Die Paarpartner müssen sich allerdings sympathisch sein. Ideal ist, wenn sie sich aussuchen können. Jungvögel können, nachdem sie selbständig sind, in einer Gemeinschaftsvoliere gehalten werden. Idealerweise züchtet man mit mehreren Paaren, damit Junge blutsfremd zusammengestellt werden können. Wenn sich Paare bilden, ist es wichtig, sie abzusondern. Junge werden ab drei Jahren geschlechtsreif. Als Nistkasten wird das Quer- und Hochformat akzeptiert. Als Einstreu eignen sich Hobelspäne und Stücke von morschem Holz, die zernagt werden. Meist werden zwei bis drei Eier gelegt, die während 26 bis 28 Tagen bebrütet werden. Junge fliegen nach einer Nestlingszeit von etwa zehn bis zwölf Wochen aus und werden anschliessend noch einige Wochen von den Eltern gefüttert. Es ist wichtig, dass die Eltern, nachdem die Jungen geschlüpft sind, auch Hüttenkäse erhalten, den sie gierig aufnehmen und die Jungen damit füttern. Das verhindert, dass die Jungen rachitisch werden. Vor dem Ausfliegen ist es wichtig, dass sich in der Voliere viele Äste befinden, die bis auf den Boden führen, damit Junge daran hochklettern können. In den ersten Tagen nach dem Ausfliegen sind es noch etwas ungeschickte Flieger.
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Lustig
Taubenhalsamazonen haben die Möglichkeit, die Nackenfedern zu sträuben.
Namensgebung
Die wissenschaftliche Bezeichnung lautet Amazona vinacea. Die Artbezeichnung vinacea bedeutet auf Deutsch «der Farbe des Weins ähnlich».
Besonderheit
In Brasilien, im Bundesstaat São Paulo, werden illegal gefangene und gehaltene Taubenhalsamazonen wieder in die Natur integriert, beispielsweise auf dem grossen Gelände der Lymington Foundation, die im Gebiet des Atlantischen Waldes bei Juquitiba liegt und einen Teil dieses Lebensraums schützt.
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