Bereits in der Kindheit wurde den meisten Menschen eingetrichtert, dass das weisse «Blut», das beim Pflücken einer Löwenzahnblüte austritt, giftig sei. Man kann jedoch beruhigt sein, denn Löwenzahn ist essbar. Sein Milchsaft, der jedoch keineswegs mit menschlichem Blut vergleichbar ist, kann nur beim Konsum von grossen Mengen zu Bauchschmerzen und Unwohlsein führen.

Neben der «Söiblueme» gibt es jedoch etliche Pflanzen, die einen Milchsaft produzieren, der giftig ist. So wie die Familie der Wolfsmilchgewächse, zu denen beispielsweise der beliebte Weihnachtsstern gehört. In ihrem Pflanzensekret sind oft Alkaloide und Glykoside enthalten, die bei Berührung Hautreizungen auslösen und bei Verzehr Übelkeit und Erbrechen hervorrufen können.

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Seinen Namen hat die Flüssigkeit, die in sogenannten Milchröhren in der Pflanze produziert wird, von ihrer grösstenteils milchig-weissen Färbung. Die genaue Bedeutung des Milchsafts ist bis heute noch weitgehend unbekannt. So könnte er verhindern, dass Pflanzen von Viren und Bakterien befallen werden. Man denke an den äusserst robusten Löwenzahn, der vor jeder Krankheit gefeit zu sein scheint. Vielleicht dient der Saft als Frassschutz vor hungrigen Mäulern. Auch bei Verletzungen der Pflanze eilt das Sekret zu Hilfe, denn der austretende Milchsaft härtet an der Luft aus und schützt die Wunde vor eindringenden Organismen.

Zwischen Nutzen und Risiko

Für den Menschen hat der Milchsaft einiger Pflanzenarten eine grosse wirtschaftliche Bedeutung. So wie das Pflanzensekret des ursprünglich in Süd- und Mittelamerika beheimateten Kautschukbaums, der wegen seines grossen Nutzens heute vorwiegend in Asien und Afrika angebaut wird. Sein Milchsaft wird auch Latex genannt und besteht zu etwa 30 Prozent aus Naturkautschuk. Dieser wird für die Herstellung von über 40 000 Produkten verwendet, unter anderem für Gummistiefel, Kondome und Autoreifen.

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Auch die Wirkung des Milchsafts vom Schlafmohn ist von weltweiter Bedeutung. Aus ihm wird Opium gewonnen, eine psychoaktive Substanz, die als Rausch- und Betäubungsmittel Verwendung findet. Ein Bestandteil des Opiums ist das Morphin, ein Alkaloid, das als starkes Schmerzmittel Beschwerden lindert und das ebenfalls aus dem Milchsaft gewonnen wird. Durch chemische Prozesse kann der Saft synthetisch zu Heroin weiterverarbeitet werden.