Katzen sind hart im Nehmen
Ausgerenktes Hüftgelenk bei Katzen
Dass der Katze das Hüftgelenk auskugelt, passiert relativ häufig. Ist das eigene Büsi betroffen, haben Katzenhalter mehrere Möglichkeiten zur Behandlung.
Ein unglücklicher Sturz, ein missglückter Sprung vom Balkon, das Hinterbeinchen bleibt irgendwo hängen – schon ist es passiert: Das Hüftgelenk ist ausgerenkt. Diese Erfahrung musste auch ein Katzenhalter aus dem Aargau machen. Sein Kater sei ins Hinterbein gebissen worden, sagt er, und deswegen tierärztlich behandelt worden. Kurz darauf sei er abermals humpelnd nach Hause gekommen. Diesmal war das andere Bein betroffen. Ein erneuter Gang zur Tierärztin brachte die Diagnose: ausgerenktes Hüftgelenk – Hüftgelenksluxation, wie die Verletzung im Fachjargon heisst. Die Tierärztin entschied sich gegen eine Operation, was allerdings eher ungewöhnlich ist.
Die Hüftgelenksluxation ist eine häufige Verletzung bei Katzen. Vor allem, wenn das Wetter schöner wird und die Vierbeiner wieder öfter nach draussen gehen, häufen sich die Fälle. «Ich operiere etwa drei ausgerenkte Katzenhüften im Monat», sagt Elisa Dayer-Linon, Kleintierchirurgin in Lausanne und Mitglied der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin. Eine weitere Ursache neben Stürzen seien Autounfälle. Dass man eine Hüftgelenksluxation nicht operiert, könne einerseits finanzielle Gründe haben. Andererseits werde eine Operation überflüssig, wenn sich das Hüftgelenk unter Anästhesie wieder einrenken lasse und die Katze die anschliessend zur Fixierung angebrachte Schlinge toleriere, was häufig nicht der Fall sei. Und: «In fünfzig Prozent dieser Fälle luxiert die Hüfte wieder.»
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Kurz nach der Operation ist dieses Büsi am Tierspital Zürich schon wieder munter und fidel. (Video: Sebastian Knell)
«Kommt wohl damit zurecht»
Zum oben beschriebenen Fall sagt Dayer- Linon, Katzen seien hart im Nehmen: «Sie ertragen sehr viel.» Bei einer unbehandelten Luxation bilde sich Fibrose, eine starke, verhärtende Vermehrung des Bindegewebes. Diese stabilisiert das Gelenk. Manchmal entstehe eine neue Gelenkhöhle, eine sogenannte Nearthrose. «Das Gelenk ist dann funktionell eingeschränkt, aber stabil», sagt die Tierärztin. Wenn das Büsi von Anfang an einigermassen laufen könne, komme es damit zurecht, vermutet sie. «Der Körper ist flexibel, er baut sich etwas Neues.» Sie selber habe das aber noch nie erlebt und hält das Vorgehen nicht für eine angebrachte Behandlungsweise.
Gleicher Meinung ist Sebastian Knell, Leitender Oberarzt an der Klinik für Kleintierchirurgie des Zürcher Tierspitals. «Bis das Büsi wieder läuft und sich genügend Fibrose gebildet hat, um das Gelenk zu stabilisieren, kann es sein, dass es mehrere Jahre lang unter relativ starken Schmerzen leidet.»
Akzeptiere die Katze die Schlinge nicht, operiere er auf jeden Fall. Dies sei auch in kleineren Praxen möglich, man müsse dazu nicht extra ins Tierspital. Wie Knell erläutert, gibt es drei Möglichkeiten zur Operation: Bei der kostengünstigsten Variante werden der Kopf und der Hals des Oberschenkelknochens abgeschnitten. Danach bildet sich Fibrose – womit im Prinzip der gleiche Effekt erzielt wird, der sich auch bei einer Nicht-Behandlung einstellen würde, einfach schneller und kontrollierter und – abgesehen von der Operation selber – für das Büsi wahrscheinlich angenehmer: «Es läuft danach lahm, aber schmerzfrei», so Knell. Die reinen Kosten für den operativen Eingriff belaufen sich am Tierspital auf 800 bis 900 Franken.
Als weitere Optionen nennt Knell das Ersetzen des gerissenen Bandes und anschliessendes Zurückbringen des Hüftgelenks in seine ursprüngliche Lage (Kostenpunkt: 1200 Franken für die Operation). Allerdings litten 20 bis 30 Prozent solcher Fälle später unter Arthrose. «Sie können zwar zwölf Stunden nach der Operation das Bein wieder belasten, haben aber kein gesundes Gelenk mehr.» Die mit 3500 Franken teuerste Variante sei das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks. Dies sei vor allem bei grösseren Katzen wie Maine Coon empfohlen.
Dem Kater aus dem Aargau indes geht es den Umständen entsprechend gut. «Man sieht zwar, dass er humpelt, wir haben aber nicht das Gefühl, dass es ihm schlecht geht», sagt sein Besitzer. Er gehört wohl auch zu denen, die hart im Nehmen sind.
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