In der «TierWelt» Nr. 25/2024 vom 12. Dezember 2024 steht im «Panorama» das Zitat: «Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn». Dieser Satz findet sich im Alten Testament der Bibel, genauer in Jesaja 1,3. Jesaja war ein Prophet, der zwischen 740 und 701 vor Christus im Südreich Juda, in der Nähe des heutigen Jerusalems, wirkte.

Im Lukasevangelium fehlen Ochse und Esel

In der eigentlichen Weihnachtsgeschichte, wie sie in Kirchen rund um den Erdball am Heiligen Abend und an Weihnachten aus dem Lukasevangelium im Neuen Testament vorgelesen wird, steht zwar, dass das Kind in einer Krippe in einem Stall in Bethlehem geboren wurde. Ochse und Esel werden aber nicht erwähnt. Nach Auffassung der Bibelwissenschaft ist das Lukasevangelium wohl etwa 90 nach Christus entstanden.

Ochse und Esel sind seit dem 4. Jahrhundert dabei

Dass Ochse und Esel bei keiner Weihnachtskrippe fehlen, hat seinen Grund in der Prophetie Jesajas. Etliche seiner Texte werden als Vorsehung der Geburt und des Wirkens Jesu als Erlöser verstanden. Wohl darum gehören bereits seit den ersten Jahrhunderten der Kirchengeschichte Ochse und Esel zur Weihnachtskrippe. So findet sich etwa auf einem Sarkophag in Mailand, der um die Zeit von 385 hergestellt wurde, eine Weihnachtsszenerie mit dem Kind in der Krippe sowie Ochse und Esel in Stein gemeisselt. Seither wurde dieses Bild von zahlreichen Künstlern durch alle Zeitepochen aufgenommen und dargestellt.

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Ochse und Esel sind klüger als die Menschen

Ochse und Esel können als Allegorie gesehen werden. Der ganze Satz aus Jesaja 1,3 lautet: «Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.» Das kann so gedeutet werden, dass Ochse und Esel klüger sind als die Menschen, denn das Volk Israel ging immer wieder in die Irre, trotz Gottes Führung.

Tierschar im Stall

Es ist gut möglich, dass Ochse und Esel Zeuge von der Geburt Jesu im Stall wurden. Vermutlich gehörten dazu auch noch andere Tiere, so vielleicht Mäuse, Ratten, Schleiereulen, Fledermäuse, verschiedene Insekten, vielleicht auch eine scheue Katze. Ziegen und Schafe wurden von den Hirten mit ihren Hunden gehütet, die ersten, die zusammen mit ihren Tieren in der Heiligen Nacht von der Geburt Jesu durch Engel vernahmen und zur Krippe fanden.

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Tiere sehen und fühlen mehr

Tiere gehörten zur Lebenswelt Jesu und haben in der gesamten Bibel ihren festen Platz. Dass sie mehr sehen als die Menschen zeigt auch die biblische Geschichte Bileams und seiner Eselin, die im Alten Testament zu finden ist. Das Tier sah den Engel mit seinem Schwert, eine Gefahr für Bileam, und wurde störrisch. Dieser malträtierte seine Eselin, weil er selbst das Unheil weder sah noch wahrnahm. Am Ende wurden ihm seine Augen geöffnet, die Eselin beginnt zu sprechen. Schon im 5. Mosebuch, im Alten Testament, wurde darauf hingewiesen, dass der Sabbat auch für Tiere galt, für «dein Rind, deinen Esel, all dein Vieh».  

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Auf Tiere achten

Die Weihnachtsnacht hat ihren eigenen Zauber. Ob sich da vielleicht nicht doch die alte Legende bewahrheitet, dass Tiere dann sprechen können, in Stall, Feld und Wald? Es lohnt sich, auf Tiere acht zu geben, sie zu beobachten, auf sie zu hören, nicht nur in der Heiligen Nacht.