Stiftung Grizzly
Hilfe mit Heimtieren für Senioren
Der Kontakt mit Tieren ist für Seniorinnen enorm bereichernd. Die Tierhaltung kann irgendwann aber für ältere Personen auch zur Belastung werden und ihre Betreuungspersonen vor schwierige Aufgaben und Entscheidungen stellen. Dann steht die Beratungsstelle Grizzly mit Rat und Tat zur Seite.
Heimtiere sind für ältere Menschen eine wertvolle Bereicherung. Natürlich können sie nicht den fehlenden Kontakt mit Menschen ersetzen, aber das Gefühl von Einsamkeit vermögen sie zu mildern. Denn oftmals sind ein Hund oder eine Katze die wichtigsten sozialen Partner im Leben von älteren Menschen. Gerade ein Hund kann viel dazu beitragen, dass die älteren Menschen körperlich und geistig fit bleiben, regelmässig das Haus verlassen und draussen Kontakte zu knüpfen. Die eigenen vier Wände mit einem Tier zu teilen, gibt eine Tagesstruktur und eine sinnvolle Aufgabe.
Diese täglichen Aufgaben können einem aber auch über den Kopf wachsen. So wird es mit zunehmender Gebrechlichkeit zu einer Herausforderung, die Katzentoilette oder das Meerschweinchengehege zu reinigen. Wenn das Gehen schwierig wird, fällt der Hundespaziergang immer kürzer aus oder kann gar nicht mehr bewältigt werden. Auch die Vergesslichkeit macht es kompliziert, sich gut um ein Tier kümmern zu können. Die Erinnerung, ob die Katze nun schon Futter erhalten hat oder nicht, verblasst allzu schnell. Zu Problemen kann es auch kommen, wenn Hunde ihre Besitzerinnen beschützen wollen und sich dadurch Pflegende oder Angehörige bedroht fühlen. Tiere im Haushalt von Klienten bedeuten beispielsweise für Spitex-Mitarbeitende mit einer Tierallergie eine Herausforderung.
«Heime sind viel offener für die Haltung von Tieren als früher.»
«Meist sind es die betreuenden Personen, die uns Missstände bei der Tierhaltung von Senioren melden», sagt Fabienne Häberli von der Beratungsstelle Grizzly. Manchmal sei es die besorgte Tochter, die anrufe, weil sie bemerkt hat, dass ihre Mutter ihren Hund nicht mehr genügend ausführt, sondern ihn sein Geschäft in der Wohnung auf eine Zeitung verrichten lässt. Oder es sei die Pflegefachperson, die meldet, dass zwei Zwergkaninchen völlig überfuttert in einem verschmutzten Gehege hausen.
Die Fachstelle Grizzly wird vom Schweizer Tierschutz STS betrieben und steht Seniorinnen, Betreuungspersonen und auch Mitarbeitenden von Alters- und Pflegeheimen für alle Fragen rund um die Tierhaltung mit Rat und Tat zur Seite. «Uns kann man auch anonym kontaktieren, wenn beispielsweise auffällt, dass der betagte Nachbar seine Wellensittiche nicht mehr korrekt umsorgen kann», so Häberli. Der Kontakt zu Tieren kann älteren Personen viel geben. Das Wohl des Tieres darf aber nicht zu kurz kommen, unterstreicht die Fachfrau. Hunde müssen beispielsweise auch regelmässig Austausch mit Artgenossen haben und genügend Auslauf bekommen.
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Beratung für zu Hause und im Heim
Damit dies gewährleistet ist, werde sie oftmals als Vermittlerin tätig, indem sie organisiert, dass eine Drittperson regelmässig mit dem Hund einer Seniorin spazieren geht, sagt Fabienne Häberli. Dazu schalte sie auf der Plattform petsitting24.ch oder fair-dogs.com ein Inserat und mache interessierte Hundebetreuer mit den betreffenden Senioren bekannt. Oder sie hilft Seniorinnen dabei, jemanden zu finden, der regelmässig für Reinigungsarbeiten vorbeikommt. Für die aufwendige Reinigung von Aquarien gibt es beispielsweise spezialisierte Firmen, die solche Dienste anbieten.
Die Fachstelle Grizzly steht nicht nur Privatleuten, sondern auch zahlreichen Heimen bei Fragen zur Tierhaltung beratend zur Seite. «Heime sind grundsätzlich viel offener für die Haltung von Tieren als früher, da diverse Studien aufgezeigt haben, wie gut Tiere den älteren Menschen tun», so Häberli. Sie erhalte oft Beratungsanfragen, wenn ein Heim Tiere anschaffen möchte. Dann gibt sie Auskunft, wie gross das Gehege für Zwergziegen bemessen sein muss oder was beachtet werden muss, wenn eine Katze das Heim bereichern soll. Sie hätte aber auch schon Institutionen davon abgeraten, eine Katze anzuschaffen, wenn sie direkt an einer viel befahrenen Strasse lagen und zudem noch umgebaut werden sollten.
Wenn Seniorinnen ihre persönlichen Haustiere mit ins Heim nehmen möchten, ist das heute oftmals möglich, es bedingt aber einige Abklärungen im Voraus, damit die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten genau definiert sind. Dazu bietet Grizzly eine Vorlage für eine Vereinbarung zur Tierhaltung im Altersheim. Dort wird festgehalten, wie die Kosten abgerechnet werden, wer für Aufgaben wie die Fütterung, die Beschaffung des Futters oder Tierarzt-besuche zuständig ist und was passiert, wenn der Halter die Verantwortung für das Tier plötzlich nicht mehr übernehmen kann.
Exoten oder bewilligungspflichtige Tiere können oft nicht ins Heim mitgenommen werden. Denn es wird schwierig, wenn ein Tier sehr pflege-intensiv ist und zu seiner Haltung viel Vorwissen benötigt wird, so Fabienne Häberli. In der Beliebtheitsskala der Heimtiere schwingt die Katze klar obenauf, gefolgt von Fischen und Hunden. Diese werden oftmals von Mitarbeitenden ins Heim mitgenommen und bereichern dort den Alltag.
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«Die Erfahrungen mit Tieren im Heim sind vorwiegend positiv, aber auch mögliche Schwierigkeiten dürfen nicht ausgeblendet werden», sagt die Spezialistin.Bewohner können die Vierbeiner unkontrolliert füttern, woraus schnell Übergewicht resultiert. Demente Bewohner zeigen sich schon mal aggressiv gegenüber Tieren und einige Seniorinnen haben Angst. Andere Heimbewohner hingegen finden die tierischen Mitbewohner so toll, dass ein regelrechter Konkurrenzkampf um deren Zuwendung und Aufmerksamkeit untereinander entbrennen kann.
Platzierung frühzeitig planen
Irgendeinmal ist unausweichlich der Zeitpunkt da, an dem ein Senior sich aufgrund seines körperlichen und geistigen Zustandes oder gar Versterbens nicht mehr um das geliebte Tier kümmern kann. Wichtig ist, sich nicht erst in letzter Minute um eine Platzierung zu kümmern, mahnt Fabienne Häberli. Es bietet sich an, schon frühzeitig einen «Tiergötti» zu organisieren, der das Tier dann übernimmt und eventuell auch mit ihm Heimbesuche machen wird. Auch eine Platzierung und Weitervermittlung über ein Tierheim kann durchaus eine gute Lösung sein, findet die Leiterin der Grizzly-Fachstelle.
Wichtig ist, dass ältere Menschen nicht noch einen Welpen, einen Papagei oder eine Schildkröte anschaffen, die sie sicher überleben werden. Um für dieses Thema zu sensibilisieren, mache sie Vorträge in Gemeinden oder in Kirchgemeinden mit dem Titel «Jetzt bin ich pensioniert und möchte mir endlich ein Tier anschaffen – worauf muss ich achten». Eine weitsichtige Planung ist also auch für ein glückliches gemeinsames Alter von Mensch und Tier das A und O.
Grizzly – ein Projekt des Schweizer Tierschutzes STS
Die Fachstelle Grizzly trägt dazu bei, dass Senioren und ihre Tiere gemeinsam alt werden dürfen und dabei das Wohlergehen von Tier und Mensch gesichert ist. Privatpersonen sowie Mitarbeitende von Alters- und Pflegeheimen können sich bei Fragen oder Problemen rund um die Tierhaltung an diese Beratungsstelle wenden.
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