«Prüt, prüt, prüt!». Neue Rufe aus dem Vivarium des Berner Tierparks. Die exotischen Stimmen stammen von Bienenfressern. Aus der ehemaligen begehbaren Regenwaldvoliere ist ein Ausschnitt aus der afrikanischen Savanne entstanden. Felsen, Sand, Akaziengewächse, Euphorbien, Sanseveria und Aloe dominieren den Lebensraum am Äquator. Dank dem auch diese neue Afrikasavanne wieder begehbar ist, können die exotisch wirkenden farbigen Vögel ohne trennendes Gitter beobachtet werden.

Wechsel der Landschaften

Von Afrika fliegen die filigranen Vögel im Frühling bis in die Schweiz, beispielsweise ins Wallis nach Susten/Leuk. Und auch im Tierpark können sie diesen Wechsel vollziehen. Direkt von der Afrikasavanne flitzen sie in die 182 Quadratmeter grosse Aussenvoliere. Sie ist einem Schweizer Lebensraum nachempfunden. Eine Abbruchkante mit Bruthöhlen, davor wachsen knorrige Wacholdersträucher und Kiefern, Schwemmholz liegt auf Sand. Die Voliere zieht sich entlang der Aussenmauer des Vivariums.

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Kurze Reise in Bern

Tierparkbesucherinnen und -besucher des Vivariums begegnen zuerst den Bienenfressern in Schweizer Landschaft, sehen beim Weitergehen an der Aussenwand des Vivariums das Schild, das ins Winterquartier führt, zum Beispiel nach Ghana, 4500 Kilometer entfernt, oder in den Kongo, 5500-Kilometer-Distanz. Die Reise im Tierpark Bern ist kurz und bequem, ganz im Gegensatz zu der gefahrvollen Tour, die Bienenfresser zweimal jährlich absolvieren.

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Nachzuchtvögel aus den Niederlanden

Es sind spannende und ästhetische Vögel, die da neu im Tierpark leben. Woher die sieben Männchen und fünf Weibchen stammen, sagt Tierpfleger Philipp Lederle: «Bienenfresser werden in Zoos selten gezüchtet, darum haben wir sie bei einem privaten Züchter in Emmen in den Niederlanden erworben.» Der Züchter habe sich auf Bienenfresser spezialisiert. Seine Voliere sei 58 Meter lang, und er züchte mit über 50 Vögeln. «So konnten wir blutsfremde Tiere erwerben.»

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Transport nach Bern

Philipp Lederle hat die Bienenfresser selber zusammen mit der Revierleiterin Karina Studer in den Niederlanden geholt. Nach einer Quarantänezeit, die der Tierpark selbst durchführte, konnten sie am 28. Mai in die neue Innenanlage überführt werden. «Zum Eingewöhnen haben wir die Fenster verdunkelt, damit die Vögel nicht aus Schreck dagegen prallen.» Der Innenraum weist eine Dachverglasung und ein Seitenfenster auf. Die Vögel hätten sich aber rasch beruhigt, würden aber noch oft im oberen Bereich auf den Metallverstrebungen sitzen. «Der Bienenfresser hält sich praktisch nie am Boden auf.»

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Tagetespulver

Dass es den Neuankömmlingen gut geht, zeigt die Gewichtszunahme, die bereits in der Quarantäne bei etlichen Vögeln verzeichnet werden konnte. Das Gewicht stieg von 47 auf 59 Gramm. Bienenfresser ernähren sich hauptsächlich von Fluginsekten, teilweise auch von Bienen. Ihr Gefieder ist ein reines Farbwunder. «Damit die Gefiederfarben auch unter Menschenobhut so gut zur Geltung kommen, wird Tagetespulver, das aus Samen hergestellt wird, gereicht», erklärt der Tierpfleger Lederle. Tagetes-Blütenblätter enthalten viel Lutein. Durch die Aufnahme von Lutein werden die Gelbanteile des Gefieders ausgebildet. Fehlt Lutein, verblassen die Gefiederfarben. Züchter von Vögeln mit Gelbanteil im Gefieder wenden diese Praxis seit jeher an. So auch der niederländische Bienenfresser-Züchter.

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Keine Säbelschnäbler mehr

Ein Wermutstropfen ist, dass durch die neue Bienenfresser-Anlage die Säbelschnäbler und Wachtelkönige im Aussenbereich weichen mussten und die Regenwaldvoliere innen entfällt. Da der Tierpark Bern derzeit keine Baubewilligungen mehr für neue Anlagen, respektive Gebäude, erhält, kann nur dort gebaut oder geändert werden, wo bereits Gebäude bestehen, dies aufgrund des Zonenplans der Stadt Bern. 

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BienenfresserDer Bienenfresser oder Europäische Bienenfresser ist der einzige europäische Vertreter einer Vogelfamilie, die ansonsten ausschliesslich in den Tropen verbreitet ist. Die Familie besteht aus 3 Gattungen und 31 Arten. Der Europäische Bienenfresser brütet vermehrt auch in der Schweiz, wobei er die Westschweiz bevorzugt. Eine Kolonie kann im Sommer im Leukerfeld bei Susten/Leuk beobachtet werden.