Auf zwei Rädern quer durch die Schweiz
Mittelland-Route: Unterwegs auf der Nationalen Veloroute Nummer fünf
Sie ist die Gemütliche der neun nationalen Velorouten. Vom Bodensee bis an den Genfersee führt die Mittelland-Route auf verkehrsarmen Wegen durch erstaunlich abwechslungsreiche und schöne Landschaften. Ferienfeeling kommt hier garantiert auf.
Neun nationale Velorouten mit einer Gesamtlänge von über 3000 Kilometern durchziehen das ganze Land. Geboren wurde die Idee dazu 1993, als begeisterte Velofahrer aus Olten mit Unterstützung des Schweizer Tourismus-Verbandes ein Netzwerk an kantonsübergreifenden Velowegen realisieren wollten. Fünf Jahre später fand die feierliche Eröffnung der nationalen Routen statt und sie erfreuen sich seitdem grosser Beliebtheit. Laut der Stiftung SchweizMobil werden auf ihnen jährlich etwa 150 Millionen Kilometer zurückgelegt – eine beachtliche Leistung. Zu jeder der neun nationalen Velorouten gibt es einen offiziellen Führer im Handel zu erwerben. Gespickt mit allen wichtigen Informationen zu jeder Tour, kann fast nichts mehr schief gehen.
Nicht die kürzeste der neun Touren, wohl aber die gemütlichste und familienfreundlichste, ist die Mittelland-Route, ausgeschildert mit Wegweisern mit der Nummer fünf. Mittelland – das klingt nach starkbefahrenen Strassen und dicht besiedelter, eintöniger Landschaft. Schwingt man sich jedoch in den Sattel und tritt in die Pedale, wird einem unterwegs bewusst, dass dieser Teil der Schweiz abwechslungsreich ist und einiges zu bieten hat. Vom Bodensee aus geht es bis zum Genfersee am anderen Ende der Schweiz. Auch wenn der Weg eine Steigung von 2800 Höhenmetern aufweist, so sind diese gut auf den 375 Kilometern Länge verteilt und schweisstreibende Steigungen selten. Die Route ist aufgeteilt in sieben Etappen, die Fahrvergnügen auf meist verkehrsarmen Wegen und wenige schweisstreibende Ansteige bieten.
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Kurz nach dem Startpunkt in Romanshorn am Bodensee gelangt man in das Land der Äpfel und Birnen, denn hier stehen Obstplantagen, so weit das Auge reicht. Immer wieder säumen Thurgauer Fachwerkhäuser den Weg und bei gutem Wetter lassen sich Blicke auf den Säntis zur rechten Seite erhaschen. Entlang der Thur, in dessen Gewässer Eisvögel auf Jagd gehen, gelangen wir nach Wil, wo die Veloreisenden eine der besterhaltenen Altstädte der Ostschweiz erwartet.
Abwechslungsweise durch Kulturland und Agglomeration, vorbei am idyllischen Bichelsee, geht es mit dem Fahrtwind im Gesicht immer leicht bergab in Richtung Winterthur. Zur Ortschaft Winterberg hinauf kommt man bei einer Steigung von 17 Prozent zum ersten Mal kräftig ins Schwitzen. Vom lieblichen Kulturland verabschiedet man sich nun langsam, denn der Flughafen Zürich-Kloten rückt immer näher. Fernweh kann bei denjenigen aufkommen, die die grossen Flugzeuge in alle Himmelsrichtungen davonfliegen sehen.
Infos zur Mittelland-RouteStart: Romanshorn
Ziel: Lausanne
Aufstieg: 2800 Höhenmeter
Abstieg: 2800 Höhenmeter
Länge: 375 Kilometer
Etappen: 7
Anforderung: Mittel
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Im Land der Flüsse und Seen
Ab Baden, wo die Limmat überquert wird, steht das Wasser im Mittelpunkt der Reise. Vorbei an der Region des Wasserschlosses Schweiz, die Gegend, wo sich Limmat, Aare und Reuss vereinen, lassen wir zwei der Flüsse hinter und folgen ab hier der Aare. Auf schönen Naturwegen durch Auenlandschaft, vorbei an lauschigen Plätzen, die zum Verweilen einladen, fährt es sich unbeschwert. Auch nach Aarau bleibt der Fluss steter Begleiter und führt uns durch Olten bis nach Solothurn, zur schönsten Barockstadt der Schweiz. Kurz nach Solothurn kann man den in Altreu heimischen Störchen einen Besuch abstatten. Immer noch der Aare folgend, finden sich Veloreisende schon bald am Ufer des Bielersees stehen. Hier verabschiedet sich der Fluss von der Mittelland-Route und wir befinden uns mitten im Drei-Seen-Land.
Der Weg führt in der Nähe des Ufers des Bielersees entlang und gibt immer wieder Blicke auf das Wasser frei. Am südlichen Ende kann die unter Naturschutz stehende Petersinsel besucht werden. Weite Felder und flaches Land zwischen dem Bieler- und Neuenburgersee zeigen an, dass wir nun endgültig in der Gemüsekammer der Schweiz angekommen sind. Herrlich flach ist die Mittelland-Route und wer ordentlich in die Pedale tritt, kann sich so richtig unbeschwert den Fahrtwind in das Gesicht blasen lassen. Nach einer 250 Meter langen Holzbrücke nach Ins, die symbolisch für den «Röstigraben» steht, führt die Veloroute etwas abseits vom Ufer des Neuenburgersees auf einer abwechslungsreichen Strecke durch Kulturland. Bis nach Yverdon rollt man nun auf schönen Wegen durch das Naturschutzgebiet «Grande Cariçaie», eine Sumpf- und Schilflandschaft, die unzähligen Vogelarten einen Brutplatz bieten. Möchte man das Gefühl haben, am Mittelmeer, statt in der Schweiz zu stehen, lohnt sich ein Zwischenstopp am Strand von Yvonand, wo man mit den Füssen im Sand einen herrlichen Blick über den See geniesst.
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Nachdem wir die Gewässer nun hinter uns gelassen haben, wartet die letzte Etappe noch einmal mit einer flachen Strecke durch die Orbe-Ebene auf, bevor es zum Endpunkt Lausanne hin hügeliger wird. Als Entschädigung erwarten den Velofahrer feine Waadtländer Saucissons, hübsche Dörfer und ein schattiger Waldabschnitt. Die Stimmung wird nun immer mediterraner, denn Rebhänge säumen kurz vor dem Erreichen des Genfersees den Weg. In Lausanne haben wir das Ziel der Mittelland-Route erreicht und ein kleinesVeloabenteuer in der Schweiz geht hier zu Ende.
Von den Bergen bis zum kleinen Meer
Die schönste zwischen den neun nationalen Velorouten herauszupicken fällt schwer. Jede hat ihren eigenen Reiz. Die drei vorgestellten Touren helfen dabei, eine Inspiration für die nächsten Veloferien zu finden.
Rhone-Route (Nr. 1)
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Grundsätzlich verläuft die Rhone-Route auf 350 Kilometern immer abwärts von den Bergen des Wallis bis an den Genfersee. Doch dazwischen ragt der Furkapass in die Höhe, den Velofahrer auf ihrem Weg in den Westen bezwingen müssen. Auf der schnellen Passabfahrt rast man vorbei am Rhonegletscher. Aus ihm entspringt die Rhone, die den Reisenden von nun an eine stete Begleiterin ist. Gegensätzlich ist die Landschaft am Genfersee, nicht grundlos das kleine Meer der Alpengenannt. Die palmengesäumten Promenaden und Rebberge sorgen für ein südliches Flair. Wer in Genf noch nicht genug hat, kann der in Genf anschliessenden EuroVelo 17 bis an die französische Mittelmeerküste folgen.
Start: Andermatt
Ziel: Genf
Aufstieg: 3600 Höhenmeter
Abstieg: 4700 Höhenmeter
Länge: 350 Kilometer
Etappen: 8
Anforderung: Mittel
Nord-Süd-Route (Nr. 3)
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Einmal komplett die Schweiz durchqueren, das macht die Nord-Süd-Route von Basel nach Chiasso möglich. Dabei durchqueren Veloreisende auf 370 Kilometern alle grossen Landschaftsräume der Schweiz, vom Jura über das Mittelland, durch die Zentralschweiz über die Alpen bis in den mediterranen Süden. Einsame Wege wechseln sich ab mit Städten und Agglomerationen. Die Überquerung des Gotthards bildet den Höhepunkt der Reise. Hat man den schweren Anstieg auf die Passhöhe geschafft, rollt man dem Süden nun lässig entgegen. Die Nord-Süd-Route zeigt einen Querschnitt durch die Vielfalt der Schweiz.
Start: Basel
Ziel: Chiasso
Aufstieg: 4600 Höhenmeter
Abstieg: 4600 Höhenmeter
Länge: 370 Kilometer
Etappen: 8
Anforderung: Mittel
Jura-Route (Nr. 7)
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Immer dem Wegweiser Nummer sieben folgend, führt die Jura-Route über die Höhenzüge des Juras von Basel an den Genfersee. Wer Einsamkeit schätzt, ist mit dieser Reise gut bedient. Stille liegt über den tannenbestandenen Hochebenen der Gebirgskette, grasende Pferde leisten den Velofahrern Gesellschaft und die weiten Ausblicke lassen die Gedanken schweifen. Als Gegenleistung verlangt die Jura-Route schweisstreibende Aufstiege, die jedoch meist in einer rasanten Abfahrt enden. Nicht umsonst ist die Jura-Route von Schweiz-Mobil als «schwer» kategorisiert. Dennoch ist die 280 Kilometer lange Velotour durch die herrliche Landschaft des Juras eine Wohltat für das Gemüt.
Start: Basel
Ziel: Nyon
Aufstieg: 5300 Höhenmeter
Abstieg: 5200 Höhenmeter
Länge: 280 Kilometer
Etappen: 6
Anforderung: Schwer
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