Unterwegs mit dem Nationalparkwächter
«Es braucht fünf Menschenleben, um die Natur zu verstehen»
Domenic Godly hat nicht nur einen Beruf. Als Nationalparkwächter ist er Botaniker, Biologe, Ornithologe, Wildhüter, Wissenschaftler und Fotograf zugleich. Ich habe ihn an einem sonnigen Maimorgen in die Val Trupchun im Schweizerischen Nationalpark begleitet und dabei einen aussergewöhnlichen Menschen mit einem aussergewöhnlichen Job kennengelernt.
Domenic Godly hält an und zögert einen Moment. Soll er fragen oder soll er nicht? Schliesslich möchte er meine Kamera ausleihen, um die Kreuzottern zu fotografieren, die sich irgendwo am Geröllhang vor uns paaren. Ich hätte sie nie entdeckt, hätte mich Domenic nicht auf sie hingewiesen. Er aber hat sie über Jahre hinweg im Park beobachtet und freut sich über ihren Fortpflanzungsakt, der bis zu einer Stunde dauern kann, wie er mir erläutert. «Das Männchen hat mich zwar böse angeschaut, aber sich nicht weiter stören lassen», sagt Domenic, nachdem er die Fotos gemacht hat. «Du hast ihn auch bei einem wichtigen Akt gestört», sage ich. Wir lachen.
[IMG 2]
Domenic ist seit 24 Jahren Parkwächter im einzigen Nationalpark der Schweiz, im Kanton Graubünden, und steht kurz vor der Pensionierung. Er ist an jenem Maimorgen mein Guide in dem Tal, das er kennt wie seine Westentasche: die Val Trupchun. Als ich ihn nach einer langen Zugfahrt im Herzen des Engadins antreffe, lassen wir Förmlichkeiten…
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Lesedauer: 10 MinutenHaben Sie bereits ein Konto?
Hier einloggen.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren