Wellensittiche
Unterschiede der vier verschiedenen Wellensittich-Varianten
Wellensittiche sind die wohl beliebtesten Heimvögel. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass es unter Menschenobhut verschiedene Varianten dieses kleinen Australiers gibt. Eine Spurensuche.
Die kleinen Plapperschnäbel sind populär. Vor 184 Jahren haben sie ihren Siegeszug durch europäische Wohnungen angetreten. Damals brachte der Engländer John Gould erstmals Wellensittiche von Australien nach Grossbritannien. In der Literatur wird jedenfalls 1840 als Erstimports-Jahr für Wellensittiche angegeben.
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Gute Bedingungen auch in Europa
Die kleinen, grünen Kobolde lebten sich gut in den Käfigen der europäischen Wohnungen ein. Zuerst konnten sich die Exoten nur Reiche leisten. Schon bald glückte aber die Zucht, zudem wurden wilde Wellensittiche in grosser Anzahl importiert. Die Kleinpapageien stammen aus grossen Teilen Australiens, hauptsächlich aus sehr trockenen Gebieten. Die Situation in den geheizten europäischen Wohnungen entsprach den natürlichen Bedingungen offenbar ganz gut. Zudem sind Wellensittiche darauf ausgelegt, sich bei guten Bedingungen, das heisst bei optimalem Futterangebot, zu vermehren. In Australien geschieht dies nach kräftigen Regenfällen, wenn Gräser spriessen. Unter Menschenobhut erlebten sie fortwährenden Futterüberfluss. Auch darum wohl begannen sie bald schon, sich fortzupflanzen, so dass sich Importe erübrigten.
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Spezialisation der Wellensittichzucht
Wellensittiche haben eine relativ offene Genetik. Bereits in Schwärmen von Wildvögeln wurden gelbe beobachtet. Unter Menschenobhut traten dann schon 1878 in Belgien erste blaue Wellensittiche auf. Andere Farbschläge kamen hinzu. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren Mutationen aber in der Schweiz noch nicht sehr verbreitet. 1958 wurde der Schweizerische Wellensittich-Züchter-Verband SWV, damals noch unter dem Namen SLEW, gegründet. Während Jahrzehnten widmeten sich die Mitglieder des SWV der Zucht des Wellensittichs, die immer weiter ausgebaut und besonders durch englische Standards geprägt wurde.
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Der Schauwellensittich wird herausgezüchtet
Auf diesem Weg entstand der Englische Wellensittich, der auch Schauwellensittich genannt wird. Der Wellensittich wurde züchterisch dahingehend verändert, dass die Vögel immer grösser wurden und insbesondere ein üppigeres, längeres Federkleid entwickelten. Der Kopf eines Englischen Wellensittichs ist wuchtig, die Barttupfen sind gross. Ein solcher Vogel hat kaum noch etwas mit der Wildform zu tun. Die Begeisterung über all die verschiedenen Farben, die von rein gelb über gescheckt bis zu rein weiss und blau reichen, war so gross, dass die Wildform aus den Augen verloren wurde. Rein grüne, der Wildform entsprechende Wellensittiche waren kaum noch vorhanden.
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Die Wildform kommt wieder nach Europa
Das änderte sich im Jahr 2000, als der Kölner Zoo in Deutschland aus dem Zoo Melbourne Nachzuchten von wilden australischen Wellensittichen importierte. Auch tschechische Zoos führten danach solche Vögel ein. Zwischenzeitlich werden wilde Wellensittiche auch von spezialisierten privaten Züchtern vermehrt, die Junge von den Zoovögeln erhielten.
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In der Schweiz können wilde, grüne Wellensittiche im Walter Zoo in Gossau (SG) in einer begehbaren Voliere beobachtet werden. Auffallend sind die filigranen Barttupfen, die bei der Wildform länglich sind.
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Die Disziplin der Farbwellensittich-Zucht
Vielleicht inspiriert durch die kleine, flinke Wildform, begannen etliche Züchter, sich der Zucht verschieden farbiger kleiner Wellensittiche zu widmen. Die Grösse der Farbwellensittich ist ähnlich derjenigen der Wildform. Beim Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund (DKB) wurden 2010 Farbwellensittiche erstmals als Schauvögel aufgenommen. Auch beim SWV werden sie heute als eigene Schauklassen geführt.
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Grössenunterschiede
Für die Wildform wird von Kopf bis Schwanzende eine Grösse von 18 Zentimeter angegeben, für den Farbwellensittich eine Grösse von 17,5 Zentimeter. Ein Englischer Wellensittich kann zwischen 21 und 26 Zentimeter gross sein.
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Die Zwischenform
Es gibt aber auch Züchter, die einfach Freude an Wellensittichen haben, sie vielleicht aus der Zoohandlung erworben haben und weiter vermehren. Sie achten weder auf einen Standard noch ob es sich um Wildformen handelt. Das ist dann die vierte Form des Wellensittichs, die meist zwischen dem Farb- und dem Schauwellensittich liegt.
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Vier Wellensittich-Varianten
Es werden also vier Formen unterschieden:
- Englischer Wellensittich oder Schauwellensittich
- Farbwellensittich
- Gewöhnlicher Wellensittich (Zwischenform)
- Wildform
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Wellensittiche halten
Welcher Wellensittich eignet sich zur Haltung? Das kommt auf die Wünsche der Liebhaberin oder des Liebhabers an. Die Bedürfnisse der Vögel sind gleich, ob es sich nun um einen Schau- oder Farbwellensittich handelt. Englische Wellensittiche sind vom Verhalten her träger und fliegen weniger gut, so dass sie sich oft am Boden aufhalten. Farb- und gewöhnliche Wellensittiche sind agil, fliegen problemlos, die Wildform sowieso. Wer sich für die Wildform entscheidet, sollte sie rein weiterzüchten, sollte sie also nicht mit Farbwellensittichen kreuzen.
Wellensittiche sind immer eine grosse Freudenquelle. Die kleinen Plapperschnäbel erfüllen die Wohnung mit Leben. Idealerweise werden zwei oder mehr Paare in einer Zimmervoliere oder einem grossen Flugkäfig gehalten. Wellensittiche sind sehr sozial und fühlen sich im Schwarm am wohlsten.
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