Kakteen machen nur einen Teil der sukkulenten Pflanzen aus, doch fallen sie zuerst ins Gedächtnis, wenn von trockenheitslebenden Pflanzen die Rede ist. Sie sind unverkennbar aufgrund ihrer charakteristischen Formen und der Stacheln.

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Kakteen im Schnee und Wasser

Kakteen stammen aus Amerika und sind von Nord bis Süd verbreitet – mit einer Ausnahme. Der epiphytische Kaktus Rhipsalis baccifera wächst in Afrika. Gemeinhin wird Hitze und Trockenheit mit Kakteen assoziiert. Diese Pflanzen sind aber vom südlichen Kanada bis nach Patagonien in Argentinien und Chile verbreitet, wo es kalte Winter mit Minusgraden gibt. Und auch das Bild des Stachelgewächses in der Wüste wird ergänzt durch Arten aus dem tropischen Regenwald. Strophocactus witti, eine Art aus dem tropischen Regenwald des Amazonasbeckens, wächst gar in Überschwemmungsgebieten im Wasser! Wer sie sehen möchte, findet das besondere Gewächs im Tropenhaus des Botanischen Gartens Basel.  

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Wo besonders viele Kakteen wachsen

Doch tatsächlich bietet das trockene nördliche Mexiko eines der grössten Kakteenvorkommen. Parallel dazu entfalten sich besonders viele Arten im Gebiet des südlichen Wendekreises in Argentinien und Bolivien.

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Kakteen im Freiland in der Schweiz

Kakteen gedeihen in der Erde, wachsen aber auch an Steinen als Lithophyten und auf Bäumen als Epiphyten, so genannten Aufsitzerpflanzen.

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Einblick in das vielfältige Leben der Kakteen bieten Botanische Gärten. Die grosse Vielfalt an Arten gedeiht in Schauhäusern und oft auch in Aussenanlagen. Gerade die Arten aus Zonen mit kalten, trockenen Wintern, werden an entsprechenden, geschützten Stellen aussen kultiviert. So wachsen entlang der Hausmauer des Botanischen Gartens Bern, vis à vis der vier alten Schauhäuser, Agaven und Opuntien seit vielen Jahren im Freiland. Agaven werden im Winter mit einem Plexiglasdach vor Regen geschützt. Sie würden es nicht vertragen, wenn Regen in die Blattachsen geraten würde.

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Sukkulentenhäuser

Nebst den Kakteen gibt es zahlreiche andere Pflanzenarten, die als Sukkulenten bezeichnet werden. In den Botanischen Gärten werden sie im gleichen Treibhaus gezeigt wie die Kakteen. Darum handelt es sich um Sukkulentenhäuser.

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In Zürich am Mythenquai gibt es mit der Sukkulentensammlung gar eine Anlage mit weltweiter Ausstrahlung, die sich ausschliesslich den Sukkulenten der Welt widmet.

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Sukkulenten aus Glutofenhitze

Zu Sukkulenten gehören auch die Dickblattgewächse wie Crassula-, Aeonium- und Sedum-Arten. Als Wasserspeicher dienen Blätter und Stämme. Aber auch Farne der Gattung Davallia sind Sukkulenten. Sie speichern das Wasser in ihren Rhizomen. Die Gattungen Alluaudia und Didiera aus Madagaskar trotzen grösster Hitze in Extremlebensräumen. Ihre kleinen Blättchen, die zwischen den Dornen an den wie Finger in den Himmel emporragenden Stämmen gedeihen, sind extra so ausgerichtet, dass sie nur ganz wenig direkte Sonnenstrahlen erhaschen.

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Sukkulenten in den Alpen

Offenkundige Wasserspeicher sind auch die Baobabs oder Affenbrotbäume in den Savannen Afrikas. Auch die im Handel regelmässig angebotenen Beaucarnea oder Elefantenfüsse speichern Wasser in ihren Stämmen. Sukkulenten sind aber nicht nur in den Tropen zu finden, sondern auch in den Schweizer Alpen. Hauswurz-Arten sind ebenfalls sukkulente Pflanzen, die in Extremlebensräumen in grosser Höhe überleben. Sie trotzen im Sommer tagsüber der Hitze inmitten von Steinen und liegen im Winter während Monaten unter einer dicken Schneeschicht.  

Spezialsubstrat für Sukkulenten

Sukkulenten sind beliebte Zimmerpflanzen. Sie verzeihen längere Abwesenheitsphasen, denn sie sind nicht auf tägliche Wassergaben angewiesen. Wichtig ist, dass Sukkulenten in Spezialerde gesetzt werden. Gärtnereien führen entsprechende Substrate, die aus einem hohen Sandanteil besteht. Auch Substrat auf Lava- und Bimsbasis ist geeignet. Das Wasser muss rasch abfliessen können, was Lava, Bims und Sand gewährleisten. Staunässe würde dazu führen, dass Sukkulenten verfaulen.

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Sonnenplatz ist Pflicht

Entsprechend ihrer Naturstandorte ist für das Gedeihen von Sukkulenten im Topf ausschlaggebend, dass sie an sonnenexponierten Plätzen stehen. Viel Schatten, der beispielsweise auch durch andere, schneller wachsende Blattpflanzen verursacht wird, lässt sie im Wuchs kümmern. Dort, wo sie herkommen, wachsen alle Pflanzen langsam, niemand macht dem andern das Licht streitig. Sukkulenten werden hunderte von Jahren alt, sie haben Zeit.

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Achtung vor Brandschäden

Doch Achtung im Frühling! Auch wenn Sukkulenten Sonnenanbeter sind, dürfen sie nicht vom Winterquartier direkt an die Sonne gestellt werden. Sie müssen sich allmählich an das direkte Sonnenlicht gewöhnen können. Sonst entstehen Brandschäden, was sehr schade ist und nicht schön aussieht.

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Regelmässig Wasser im Wachstum

Während der Wachstumsphase im heissen Sommer brauchen auch Sukkulenten regelmässige Wassergaben. Es gibt Spezialdünger für Sukkulenten, doch davon benötigen sie nicht viel. Am richtigen Ort blühen im Sommer viele Arten, besonders Kakteen.

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Hell und kühl im Winter

Das richtige Winterquartier ist entscheidend für das langfristige Gedeihen und den sommerlichen Blütenreichtum von Sukkulenten. Für die meisten Arten ist ein trockener und heller Standort im Winter richtig. Wenn der Keller kühl ist, können Kakteen gar im Halbdunkeln überwintert werden. Anspruchslosere Sorten wie Seeigelkakteen (Echinopsis) überdauern so seit langer Zeit in Kellern von Bauernhäusern und blühen im Sommer. Ihre langen, weisslichen und märchenhaft wirkenden Blüten gehen abends auf und sind anderntags bereits verwelkt. Wenn Kakteen nicht kühl haben im Winter, blühen sie meist kaum während des Sommers.

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Auf Kakteenpirsch in Gärten

In mediterranen Gebieten werden Kakteen häufig in Gartenanlagen gepflegt. So widmet sich der Giardino Esotico Pallanca in Bordighera an der italienischen Riviera seit alters her der Zucht von Kakteen. Und an den Felsen des Exotischen Gartens von Monaco kriechen Kakteenranken seit seiner Gründung im Jahre 1933 den Felsen entlang, während sich an flacheren Stellen die Goldkugelkakteen (Echonicactus grusnonii) als mächtige Ansammlungen präsentieren. Heisse Sommer und kühle Winter sind im Mittelmeerraum garantiert, genau das, was die Sukkulenten mögen.

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Fast wie am Mittelmeer ist es auf den Brissago-Inseln im Lago Maggiore im Tessin. Auch dort entfalten sich Sukkulenten unter freiem Himmel. Wer nicht so weit reisen möchte, sollte einen Botanischen Garten besuchen, etwa in Basel, Bern, Genf, Neuchâtel, Porrentruy oder St. Gallen. In einem Schauhaus durch die Sukkulentensammlung zu wandeln ist ein einmaliges Erlebnis und bringt Pflanzen nahe, die charakteristische Gebiete der Erde prägen und reizvolle Zimmergenossen sind. Und es weckt Interesse, diese besonderen Gewächse selbst zu pflegen.

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