Terrassen-Oase für alle
Wer: Fabian Achilles (35) und Carmen Dunst (32)
Wo: Zürich-Altstetten, Kanton Zürich
Was: 20m2 biodiverse Oase


Seit zwei Jahren werkeln der Umweltingenieur und die Kindergartenlehrerin an ihrer Terrasse innerhalb der Genossenschaft in Zürich-Altstetten. Ein alter Abfallkübel gefüllt mit Totholz, unterschiedliche Insektenhotels und kleine Töpfe, die mit Pflanzen, Steinen und Sand zu Ruderalstandorten aufgewertet wurden, bieten verschiedenen Lebewesen ein Zuhause.

Auf der rechten Seite der Terrasse befindet sich ein kleines Gewächshaus mit selbst gezogenen Setzlingen. Davor eine blühende Blaue Himmelsleiter, die aktuelle Lieblingspflanze der beiden. Links der Terrasse eine grosse Felsenbirne, eine Bestäuberpflanze, die auch Vögeln Lebensraum bietet. Rund um den Strauch eine erhöhte Insel aus Sand, Steinen, Erde und mit ganz unterschiedlichen Pflanzen wie Rispenflockenblumen oder Golddisteln. Darin immer wieder Strukturen: Totholz oder Töpfe mit Feuchtgebieten. Die Insel ist von einer etwa sieben Meter langen Mauer aus Steinen und Ästen umrundet, die den biodiversen Lebensraum vom Gemeinschaftsrasen trennt. Die 54 Pflanzenarten auf engstem Raum bieten Insekten fast das ganze Jahr über Futter.

Eine Wild- und eine Honigbiene machen sich an der blauen Himmelsleiter zu schaffen, während die beiden von Diversität sprechen. «Vielfalt bei den Pflanzen, Standorten und Lebensräumen ist wichtig», meint Fabian Achilles. Dafür müssten Hobbygärtnerinnen aber nicht immer ein Vermögen in die Hand nehmen, viele Pflanzen oder Töpfe hätten sie von der Strasse gerettet. Alljährlich bitten sie die Gärtner der Genossenschaft, das Laub unter ihre beiden Magnolien zu rechen – letztes Jahr hat sich dort eine Igelfamilie eingenistet.

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5 Fragen an Fabian Achilles und Carmen Dunst

1. Biodiversität bedeutet für mich …

Fabian Achilles: «Vielfalt – sei es von Standorten, Lebensräumen oder Arten. Das Zusammenspiel von allem ist Biodiversität.»

Carmen Dunst: «Ja, und alles profitiert voneinander. Biodiversität heisst, dass man gewisse Pflanzen nicht wegen ihrer Ästhetik wählt, sondern solche, die voneinander profitieren können.»

2. Was ist Ihr Lieblingstier / Ihre Lieblingspflanze im Projekt?

Fabian Achilles: «Unsere aktuelle Lieblingspflanze ist die Blaue Himmelsleiter. Sie wächst schön buschig und blüht gerade. Unser Lieblingstier ist der Igel. Letztes Jahr hat sich eine Igelfamilie bei uns angesiedelt.»

3. Was war das Aufwendigste an Ihrem Projekt?

Fabian Achilles: «Mit Abstand am aufwendigsten war die Stein- und Holzstruktur rund um die Sandinsel. Der Bogen mit den Ästen und Steinen dauerte lange.»

4. Welche künftigen Projekte sind geplant?

Fabian Achilles: «Als Erstes möchten wir die Steinmauer fertig und noch spannender machen. Wir konnten aber gerade viele To Dos abhaken – wie den alten Abfalleimer gefüllt mit Totholz.»

5. Tipps für Anfänger?

Carmen Dunst: «Sich zuerst fragen, worauf man Lust hat: Wenn man einen Bezug zu seinem Garten oder seinen Pflanzen hat, hat man gleich mehr Motivation, daran zu arbeiten. Mulchen zu lernen, würden wir beide auch Hobbygärtnern empfehlen. Mulchen erspart viel Zeit beim Pflanzengiessen. Zudem lohnen sich Pflanzen, die für alle da sind – wie Thymian, dieser ist bestäuberfreundlich und schmeckt lecker.»

Fabian Achilles: «Apps wie Natura DB sind sehr hilfreich. Sie erkennen nicht nur Pflanzen, sondern zeigen gleich an, ob diese heimisch und bestäuberfreundlich sind. Zudem sollen Anfänger keine Angst haben: einfach loslegen, ausprobieren und nachfragen.»


Ein Preis für Biodiversität

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Der «Goldene Schmetterling» ist ein TierWelt-Preis für Biodiversität, der 2024 zum zweiten Mal an eine Privatperson verliehen wird, die sich aktiv um die Förderung der Artenvielfalt rund um ihr Haus kümmert.

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