Tier des Jahres 2025
Tier des Jahres 2025: Die Hain-Schnirkelschnecke wirbt für Bodenschutz
Mit der Hain-Schnirkelschnecke (Cepaea nemoralis) kürt Pro Natura eine langsame, aber stetige «Bodenmacherin» zum Tier des Jahres 2025. Und appelliert dafür, dass wir unsere Böden besser schützen und der Biodiversität unter unseren Füssen mehr Sorge tragen.
Zwei Drittel aller weltweit bekannten Arten sind Bodenlebewesen. Sie sorgen für intakte Böden, von denen auch wir Menschen profitieren – sei es für die landwirtschaftliche Produktion, als Wasserfilter oder CO₂-Speicher. Das diesjährige Tier des Jahres, die Hain-Schnirkelschnecke, ist Teil dieser Bodenbiodiversität. In ihrem «Amtsjahr» wirbt sie für den besseren Schutz des bedrohten Lebensraumes Boden.
Aus dem Häuschen
Heimisch ist die Hain-Schnirkelschnecke in der ganzen Schweiz, im lichten Wald, und Parks ebenso wie in Hecken und Gärten. Immer mit dabei: ihr Häuschen. Mit 2,5 Zentimetern Durchmesser und einer Farbpalette von cremig-weiss bis pastellrot zählt es zu den grössten und vielfältigsten der heimischen Schneckenwelt.
Bemerkenswert ist auch die Biologie der Hain-Schnirkelschnecke: Als zweigeschlechtliches Weichtier kann jede Schnecke sowohl Spermien als auch Eizellen produzieren. Nach einem innigen Liebestanz tauschen die Tiere Spermienpakete aus und legen später mehrere Dutzend Eier in selbst gegrabene Erdlöcher. Daraus schlüpfen nach etwa drei Wochen die winzigen Jungschnecken – Häuschen inklusive.
Gärtnerinnen und Gärtner brauchen die kleinen Schnecken nicht zu fürchten. Im Gegenteil. Wie die meisten der 254 einheimischen Schneckenarten ernährt sich auch die Hain-Schnirkelschnecke vor allem von welken und abgestorbenen Pflanzen, gelegentlich von Aas. Damit ist sie Teil einer der wichtigsten Produktionsketten der Welt, der Bodenproduktion. Ohne diese Arbeit wäre die Oberfläche der Erde meterhoch mit Totholz, Kadavern und Exkrementen bedeckt.
Verschwindende Böden
Pro Jahr schaffen Hain-Schnirkelschnecke und Co. durchschnittlich 0,1 Millimeter neuen Boden. Bei Extremereignissen wie Starkregen oder Trockenperioden mit starkem Wind können aber bis zu 5 Millimeter Boden pro Jahr verloren gehen. Unsachgemässe landwirtschaftliche Nutzung führt auf mindestens zehn Prozent der Schweizer Ackerböden zu unerwünschtem Bodenschwund. Zudem wird in der Schweiz jede Sekunde mehr als ein halber Quadratmeter fruchtbarer Boden versiegelt.
In seiner «Bodenstrategie 2020» stellte der Bundesrat denn auch fest, dass die Schweiz mit ihren Böden nicht nachhaltig umgeht. Zudem fehlt eine nationale Bodenkarte sowie eine Bewertung des Gefährdungszustands der Bodenlebewesen. Was man allerdings weiss: Rund 40 Prozent der Schweizer Schneckenarten sind bedroht. Als wenig mobile Weichtiere reagieren sie stark auf Umweltverschmutzung, Lebensraumzerstörung und Klimaveränderung.
Auf dem Boden bleiben
Um die Zukunft von Bodenlebewesen wie der Hain-Schnirkelschnecke zu sichern, legt Pro Natura das Augenmerk auf die Reduktion des Bodenverbrauchs durch Überbauung und lanciert entsprechende Raumplanungsvorstösse. Mit der «Aktion Hase & Co.» setzt sich die Organisation in der Landwirtschaft für bodenschonende Praktiken ein und unterstützt in Siedlungsräumen das Anlegen biodiverser Grünflächen. Nicht zuletzt bietet auch ein Grossteil der über 800 Pro Natura Schutzgebiete der Hain-Schnirkelschnecke ein Zuhause.
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