Südamerka
Südamerikas Vegetationen: Eine Reise durch Regenwald und Wüste
Der südamerikanische Kontinent reicht von der tropischen, schmalen Verbindungsbrücke zu Nordamerika bis zu subarktischen Zonen im Süden. Entsprechend vielfältig sind die Vegetationszonen. Eine Rundreise.
Mit Südamerika wird der Amazonas und der Tieflandregenwald assoziiert. Doch daneben gibt es zahlreiche andere Vegetationssysteme. Die Ausdehnung des Kontinents reicht von der tropischen, schmalen Landbrücke, die zu Nordamerika führt, bis nach Feuerland in subarktische Zonen. Nicht nur ganz im Süden herrschen harsche Temperaturen. Auch am Äquator ragen Schneeberge in den Himmel; mit dem Vulkan Chimborazo in Ecuador sogar der höchste Berg in Äquatornähe. Er liegt 6263 Meter über dem Meeresspiegel.
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Enormer Artenreichtum
Aufgrund der vielen verschiedenen Lebensräume, der Grösse des Kontinents und der unterschiedlichen Klimazonen ist die Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren sehr hoch. Ein gutes Beispiel dafür ist das Land Kolumbien. Es weist mit über 5000 Meter hohen Andengipfeln enorme Gebirge mit Tälern auf, fällt ins amazonische Tiefland ab und stösst sowohl an das karibische Meer wie an den Pazifik. Nicht zuletzt auch darum gilt Kolumbien als artenreichstes Land für Vögel.
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Tropischer Tieflandregenwald
Südamerika erstreckt sich über folgende drei Hauptklimagürtel: tropischer Regengürtel, Trockenzone, gemässigte Breiten mit Westwinden. Der bekannte tropische Tieflandregenwald liegt im Kern im Amazonas-Tiefland. Häufige Regenfälle ermöglichen eine üppige Vegetation, die aus Überständern - den Bäumen, die aus der Kronenschicht hinausragen - und aus einer Baumkronenschicht besteht. Sie sieht aus wie ein grünes Meer. Hindurch mäandern Flüsse mit Schwarz- oder Weisswasser. Entlang der Flüsse wuchert Galeriewald. Viele Zimmerpflanzen haben den Ursprung in diesem Gebiet, so etwa Tradescantien, Spathiphyllum, Anthurien und Bromeliengewächse.
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Im Überschwemmungswald
Da das Gefälle im Amazonasbecken gering ist, stauen sich Wassermassen, die aus Schmelzwasser aus den Anden und aus Regenwasser bestehen, besonders am Oberlauf des Amazonas, dort, wo er noch Rio Solimões heisst. Der Überschwemmungswald prägt dieses Gebiet. In Brasilien wird er auch Várzea-Wald genannt. Während des Hochwassers zieht sich alles Leben während dieser Zeit auf die Baumkronen zurück. Eine bekannte Theorie, warum sich das Wasser dermassen staut, ist die geänderte Fliessrichtung des Amazonasstromes. In Urzeiten, als Afrika und Südamerika noch einen Kontinent bildeten, soll der Amazonas in entgegengesetzter Richtung geflossen sein. Erst nach der Aufschichtung der Andenkette habe sich die Fliessrichtung umgekehrt. Die Verwandten mancher Fischarten in Andenseen stammen aus dem Pazifik, was diese Theorie untermauert. Sie sind vermutlich einst in das Flussdelta des Amazonas geschwommen, das sich in den Pazifik ergoss und schliesslich dort zurückgeblieben. Wie sonst kommen sie dorthin?
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Palmensavanne und Cerrado
Weite Teile Südamerikas bestehen aber auch aus Palmensavannen, beispielsweise im brasilianischen Bundesstaat Piaui. Rötliche Tafelberge leuchten in der Sonne. Inselartig gedeihen Mauritia-Palmen, dazwischen erstrecken sich Grasflächen, Sümpfe und kleine Bäche. Diese Vegetationsform läuft in den Cerrado über. Diese Feuchtsavannen, die von natürlichen Feuersbrünsten heimgesucht werden, ähnlich dem Chaco in Paraguay. Sie stehen, im Gegensatz zum tropischen Regenwald, nicht im Vordergrund, obwohl sie weitaus grössere Flächen Südamerikas bedecken und wegen ausgedehnten Sojaanbaus sehr gefährdet sind.
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Die Dornbuschsteppe der Caatinga
Im Nordosten Brasiliens ist die Trockenheit besonders gross. Dort dominiert die Caatinga, was in der Sprache der Eingeborenen soviel wie weisser Wald bedeutet. Es handelt sich um eine Dornbuschsteppe. Niederschläge bleiben in manchen Jahren ganz aus. Kakteen gehören zu dieser Vegetationsform, an Felswänden krallen sich silbrig blättrige Tillandsienarten, die der Hitze trotzen. Grosse Teile des Bundesstaates Bahia sind von der Caatinga überzogen.
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Feuchtgebiete
Südamerika weist verschiedene Feuchtgebiete auf. In Brasilien beispielsweise das Pantanal, das grösste Binnenland-Feuchtgebiet der Welt überhaupt. Eine Parallele dazu sind die Llanos in Venezuela. Wasserschweine, Grosse Ameisenbären, tausende von Sichlern und Entenarten prägen diesen Lebensraum.
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Wolken- und Nebelwald
Entlang der Gebirgswelt der Anden verändert sich die Pflanzenwelt entsprechend den Höhenzonen. In Venezuela gedeiht beispielsweise ein Wolkenwald, da sich über dem Ozean Feuchtigkeit bildet, die durch die Nordost-Passatwinde an die westlichen Berghänge geweht werden und dort abregnen. Die Anden selbst werden von Nebelwäldern dominiert. Auf den knorrigen Baumästen wuchern Aufsitzerpflanzen wie Bromelien, Tillandsien, Orchideen und Farne. Viele Stunden täglich herrschen Nebel und Regen, entsprechend entfaltet sich die Vegetation.
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In den Hochlandsteppen der Anden
Oberhalb der Baumgrenze, die in den Tropen viel höher liegt als in der Schweiz, entwickeln sich Espeletien mit silbrig samtigen Blättern, die sich zu einem Schopf entwickeln. Paramo werden die baumlosen Hochlandsteppen genannt.
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Subtropen
Im südlichen Brasilien treffen bei den Iguazú-Wasserfällen die Länder Paraguay und Argentinien aufeinander. Wetterphänomene bewirken, dass die Temperatur im Südwinter in dieser subtropischen Zone durchaus unter 10 °C Celsius absinken kann, wenn entsprechende Winde kalte Luft aus der Antarktis nach Norden befördern. Eine Bergbarriere von Ost nach West fehlt, die den kalten Windstrom aufhalten könnte. Darum können diese Winde bis weit in den Norden gelangen.
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In Richtung Süden durch die Araukarien-Wälder
Im argentinischen Departemento Misiones gedeihen Araukarien, urzeitliche Bäume, die auch im Süden Chiles wachsen. Weiter südlich in Argentinien erstreckt sich die Pampa, weites, von Grasbewuchs dominiertes Land.
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Trockenheit westlich der Andenkette
Die Andenkette zieht sich von Venezuela über Kolumbien nach Westen, dann durch den ganzen Kontinent bis in den Süden. Westlich der Anden fällt selten Regen. Von Peru bis nördlich der chilenischen Stadt Santiago breitet sich die Atacama-Wüste aus, die in manchen Zonen lediglich durch Nebel bewässert wird. Südlich von Santiago erstreckt sich eine Trockensavanne mit Kakteen und Dornbüschen, die, weiter südlich in Araukarien- und gemässigte Regenwälder ausläuft.
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Den Vegetationszonen Südamerikas nachspüren
Südamerika weist viele weitere Besonderheiten auf, etwa die Tafelberge Venezuelas, die Tepuis, wo sich das Leben auf isolierte Felsplateaus zurückgezogen hat oder der gefährdete Atlantische Wald in der Nähe der Küstengebiete Brasiliens. Ein Gefühl der Regen- und Trockenwälder Südamerikas vermitteln Tropenhäuser in Botanischen Gärten, etwa in Basel, wo neu gar ein Nebelwaldhaus lockt, wo hauptsächlich Pflanzen der Anden wachsen.
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