Unterscheidung zu anderen Bilchen
Der Baumschläfer – die seltenste Schlafmaus der Schweiz
In der Schweiz leben vier Schlafmausarten – nämlich der Siebenschläfer, der Gartenschläfer, der Baumschläfer und die Haselmaus. Der Baumschläfer ist dabei die seltenste der Schlafmäuse.
«Was machen die Mäuse im Winter?», werde ich immer wieder gefragt. «Schlafen sie?». «Nur wenige», ist die Antwort. Von den rund 20 kleinen Nagetierarten, die in der Schweiz leben, sind es nur die vier Schlafmäuse - auch Schläfer oder Bilche genannt -, nämlich der Siebenschläfer, der Gartenschläfer, der Baumschläfer und die Haselmaus, die einen Winterschlaf halten. In der Schweiz kommen alle diese 4 Arten zusammen nur im Unterengadin und vermutlich im Münstertal vor.
Kein häufiges Vorkommen
Die seltenste Art in der Schweiz ist der Baumschläfer, der seit dem Jahr 1900 an einem guten Dutzend Orten in diesen beiden Tälern entdeckt wurde, aber überhaupt nicht häufig ist. Er ist in den verschiedensten Lebensräumen beobachtet worden, gelegentlich auch in Häusern und Hütten. Vielleicht wissen viele Leute gar nicht von seiner Existenz, sondern verwechseln ihn mit seinem grösseren Verwandten, dem Gartenschläfer, der ihm auf den ersten Blick sehr stark gleicht.
Unterscheidung der Maske
Wie kann man die beiden Arten unterscheiden? Beide besitzen eine auffällige schwarze Gesichtsmaske. Beim Baumschläfer zieht sie sich von der Oberlippe bis unter die Ohren hin. Beim Gartenschläfer reicht diese Gesichtsmaske bis deutlich hinter die Ohren. Grosse Unterschiede erkennt man am Schwanz. Dieser ist beim Baumschläfer einfarbig braun und wirkt buschig, während der Schwanz des Gartenschläfers mit einer schwarzweissen Quaste endet.
In den letzten drei Jahren ist der Baumschläfer in ein grösseres Interesse gerückt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Südtirol, Österreich und der Schweiz beschäftigten sich in den Jahren 2020 und 2021 intensiv mit der Frage, wie man den heimlichen Baumschläfer am besten entdecken kann. Ist er vielleicht gar nicht so selten, wie man glaubt? Sie arbeiteten im Gebiet der Terra Raetica, dem Dreiländereck zwischen Schweiz, Österreich und Italien. Zum Einsatz kamen vier Erhebungsmethoden, nämlich Nistkästen oder Kobel aus Holzbeton und Holz sowie Spurentunnel und Wildtierkameras.
Alle liefern wertvolle Informationen zum Vorkommen und zur Biologie des Baumschläfers. Künstliche Nisthilfen, die sogenannten Kobel, sind wichtig, um Kenntnisse über Individuen, Populationen und Genetik zu erhalten. Wildtierkameras in genügender Zahl dienen der Entdeckung eines Vorkommens und Spurentunnel sind sehr geeignet, wenn im Rahmen von Citizen Science-Projekten eine grössere Öffentlichkeit mitarbeiten soll. Sehr bedeutungsvoll bleibt aber das Melden von Zufallsbeobachtungen. Wer einen toten Baumschläfer im Gelände findet oder in einem Gebäude beobachtet, sollte dies unbedingt melden. Die meisten Beobachtungen im Unterengadin und Münstertal sind durch solche Zufallsbeobachtungen zustande gekommen.
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