Höher, schneller, weiter
Rekordhalter im Tierreich
«Höher, schneller, weiter» – die Liste der erfassten Rekorde ist auch im Tierreich lang und beeindruckend. Vom weitesten Flieger zum tiefsten Taucher: Wir stellen die spektakulärsten Arten und ihre Superlative vor.
Das schwerste Tier ist der Blauwal (Balaenoptera musculus), der bis zu 190 Tonnen auf die Waage bringt. Mehr als eine Boeing 747. Der grösste Dinosaurier, der auf der Erde gelebt haben soll, ist im Vergleich dazu fast ein Fliegengewicht. Patagotitan mayorum war ein 37 Meter langer und etwa 70 Tonnen schwerer Pflanzenfresser und das vermutlich grösste Landtier aller Zeiten. Um einen so grossen Körper wie der des Blauwals mit genügend Sauerstoff zu versorgen, pumpt das Herz des Wals 2000 bis 5000 Liter pro Minute. Dafür nimmt der Blauwal es beim Schwimmen recht gemütlich. Gefressen wird dort bei gemächlichen 6 Stundenkilometern, lange Strecken werden mit etwa 30 Stundenkilometern zurückgelegt.
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Das schnellste Säugetier hingegen ist nicht etwa der Gepard, sondern genaugenommen die Mexikanische Bulldoggfledermaus (Tadarida brasiliensis). Sie kann im Flug eine Geschwindigkeit von bis zu 160 Stundenkilometern erreichen und würde damit in der Schweiz in manch eine Radarfalle tappen. Die in Nord- und Südamerika heimische Fledermausart hat lange, schmale Flügel, die diese Geschwindigkeiten erst möglich machen. Nördliche Populationen legen im Herbst grosse Strecken in den Süden zum Überwintern zurück. Der Schnellflug hilft ihnen, rasch ans Ziel zu kommen.
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Das schnellste Insekt ist die Küchenschabe(Blatta orientalis), die eine Geschwindigkeit von 5,4 Stundenkilometern erreichen kann, was für ein maximaldrei Zentimeter grosses Tier recht beachtlich ist. Als schnellste Flieger gelten die Männchen der BremsenartHybomitra hinei, die mit einem Tempo von bis zu 145 Stundenkilometern durch die Luft sausen, um möglichst schnell ein passendes Weibchen zu erreichen. Diese Spitzengeschwindigkeiten halten die Tiere jedoch nur auf kurzen Strecken. Lange Strecken legen hingegen die Wanderlibellen (Pantala flavescens) zurück, wenn auch wesentlich langsamer. Jährlich sind die Wanderlibellen bis zu 18 000 Kilometer unterwegs. 2019 wurde die Libellenart zum ersten Mal auch in der Schweiz nachgewiesen.
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Noch weitere Strecken legt die Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea) zurück. Sie hält mit 96 000 Kilometern den Rekord für die weiteste Wanderung. Der Vogel brütet in der Nordpolarregion und wandert in die Südpolarregion zum Überwintern. Damit versucht sie nicht etwa der Kälte zu entkommen, sondern der Dunkelheit. Die Küstenseeschwalbe jagt nämlich ausschliesslich bei Tageslicht nach kleinen Fischen und Krebstieren. Durch die lange Wanderung nutzt sie die Sommerzeiten der jeweiligen polaren Regionen, sodass in ihrem Lebensraum während insgesamt acht Monaten die Sonne nicht untergeht. So könnte sie theoretisch 24 Stunden am Tag auf Nahrungssuche gehen.
Der schwerste flugfähige Vogel ist mit 6 bis 19 Kilogramm die Riesentrappe (Ardeotis kori). Sie ist imöstlichen und südlichen Afrika verbreitet und erreicht eine Flügelspannweite von rund 1,3 Metern. Übertroffen wird diese um das Doppelte vom Wanderalbatros (Diomedea exulans) mit einer Flügelspannweite von3,5 Metern. Der kleinste Vogel ist die Bienenelfe (Mellisuga helenae), mit einer Länge von maximal 7 Zentimetern vom Schwanzende bis zur Schnabelspitze und einem Gewicht von 1,8 Gramm. Der auf Kuba heimische Kolibri hält gleichzeitig auch den Rekord für die kleinsten Vogeleier.
Das kleinste Wirbeltier ist der Frosch Paedophryne amauensis. Die gerade mal 7 bis 8 Millimeter grosse Art wurde 2009 auf Papua-Neuguinea entdeckt und 2012 erstmals beschrieben. Bis dahin galt ein Fisch (Paedophryne amauensis), dessen Weibchen nur 7,9 Millimeter messen, als kleinstes Wirbeltier. Lediglich die Männchen des Anglerfisches Photocorynus spiniceps sind mit 6,2 Millimetern noch kleiner, jedoch nicht allein lebensfähig, sondern parasitieren diewesentlich grösseren Weibchen. Dass kleine Tiere an Wasser gebunden sind, liegt vermutlich daran, dass ihre Hautoberfläche im Vergleich zum Körpervolumen gross ist und sie daher schnell austrocknen können.
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Dieses Problem hat der Cuvier-Schnabelwal (Ziphius cavirostris) sicher nicht. Er hält einen ganz anderenRekord: Er kann von allen Säugetieren am längsten die Luft anhalten. 3 Stunden und 42 Minuten ist dabei die längste Zeit, die ein Exemplar unter Wasser aushielt. In bis zu 3000 Metern Tiefe machen die knapp sieben Meter langen und drei Tonnen schweren Tiere mit Vorliebe Jagd auf Tintenfische. Dabei hilft ihnen der hohe Gehalt von Myoglobin in ihren Muskelzellen, ein Protein, welches Sauerstoff transportiert.
Ein Verwandter des Schnabelwals, der Grosse Tümmler (Tursiops truncatus) hält den Rekord im Hochsprung: 7 Meter hoch können die Delfine aus dem Wasser springen, ein Kunststück,welches sie auch oft während zweifelhaften Wassershows in Gefangenschaft aufführen. An Land hält das Graue Riesenkänguru (Macropus giganteus und M. fuliginosus) den Rekord im Weitsprung. Mit seinen muskulösen Hinterbeinen schafft das Säugetier über 13 Meter, wobei der Schwanz der Balance dient.
Zum Schluss noch eine schlechte Nachricht für alleGartenbesitzer: Die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) gilt als resistentestes Tier gegenüber Pflanzenschutzmitteln. Laut Angaben der Welternährungsorganisation FAO überlebt die Blattlaus 71 synthetische Mittel, mehr als jedes andere Insekt. Anders als ihr Name vermuten lässt, befällt sie nichtnur Pfirsichbäume, sondern auch Gemüsepflanzen wie Tomaten, Kohl und Raps.
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