«Wolfskinder»
Weshalb Tiere kein guter Elternersatz sind
Im Verlauf der Geschichte gab es immer wieder Berichte oder Mythen von Kindern, die von Tieren aufgezogen wurden. Schon in der Antike glaubte man, dass die Brüder Romulus und Remus, welche laut einem Mythos die Stadt Rom gründeten, von einer Wölfin gesäugt wurden. Auch in Kinderbücher hielt dieser Mythos Einzug. Es gibt jedoch auch Berichte von Kindern, die effektiv eine Zeitlang mit Tieren zusammenlebten.
Mowgli und Tarzan sind beides fiktive Erzählungen von Kindern, die nicht bei Menschen, sondern bei Tieren aufwuchsen. Es gibt jedoch reale Berichte von Kindern, die eine Zeitlang bei Tieren aufgewachsen sind, oder sich alleine durch die Wildnis schlugen. Die meisten sogenannten «Wilden Kinder» hatten nur zeitweise Anschluss an eine Tiergruppe. Viele Erziehungswissenschaftler halten es für unmöglich, dass ein Kind ganz von einem Tier aufgezogen wurde. Desto länger die Kinder vor ihrer «Verwilderung» in der Zivilisation lebten, desto grösser war die Chance der Resozialisation.
Stereotypisierung der «Wolfskinder»
Nach Berichten zufolge übernahmen teilweise Tiere, insbesondere Wölfe, die Rolle der Eltern. Deshalb wird auch oft von «Wolfskindern» gesprochen. Schon der Naturforscher Carl von Linné zeichnete im 18. Jahrhundert ein Bild von wilden Kindern, die er als «hominos feri» bezeichnete. Er beschrieb, dass die Kinder ein tierisches Auftreten und ein haariges und raues Erscheinungsbild hatten. Zudem hätten die Kinder oft nicht sprechen und aufrecht gehen können. Im Verlauf der Geschichte, wurde seine Beschreibung jedoch oft stereotypisiert.
Der «Wolfsjunge»
Victor von Aveyron wurde im Jahr 1797 im Wald entdeckt, als er auf Nahrungssuche war. Er wurde eingefangen und in der Stadt öffentlich zur Schau gestellt. Danach lebte er bei Jean Itard, einem Chefarzt in einem Taubstummeninstitut, der sich sehr für die Spracherziehung interessierte. Der Junge lernte nie sprechen, er verstand jedoch einige Wörter und mit der Zeit konnte er einen Teil davon auch schreiben.
Jean Itard beschrieb, dass sich der Junge dagegen wehrte Kleidung zu tragen und aufrecht zu gehen. Zudem sei er immer wieder zurück in die Natur geflüchtet. Auffällig war auch, dass der Junge alles zuerst beschnüffeln wollte und häufig biss oder kratzte. Der sogenannte «Wolfsjunge» wurde sein Leben lang betreut und starb mit ungefähr 40 Jahren.
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Das Mädchen, das mit Hunden aufwuchs
Ein weiteres bekanntes Kind, welches teilweise mit Tieren aufwuchs, ist Oxana Malaya. Laut Watson kam sie 1983 als gesundes Mädchen in der Ukraine zur Welt. Ihre alkoholkranken Eltern vernachlässigten sie zunehmend und liessen sie als Dreijährige eines Nachts in der Kälte draussen. Auf der Suche nach Wärme kroch das Mädchen zu den Hunden in den Hundezwinger und lebte von da an fast fünf Jahre bei ihnen, bis sie ein Nachbar bei den Behörden meldete. Laut Berichten zufolge ernährte sich das Mädchen von den Essensresten, die die Hunde ihr übrigliessen. Sie ging nur noch ins Haus, um dort Futter zu holen. Als das Mädchen von den Behörden aufgegriffen wurde, konnte sie weder sprechen noch aufrecht gehen. Sie rannte auf allen Vieren, fletschte die Zähne und schlief auf dem Boden. Sie wuchs in einem Heim für geistig Beeinträchtigte auf. Als junge Erwachsene schrieben ihr Ärzte die geistige Fähigkeit einer Sechsjährigen zu. Da sie als Dreijährige schon sprechen konnte, erlernte sie dies wieder. Unteranderem konnte sie auch wieder aufrecht gehen.
Oxana Malaya hatte im Jahr 2013 einen Auftritt in einer ukrainischen Talkshow. Sie sprach von ihrem Leben im Heim und ihrer Arbeit mit Tieren.
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