226 verschiedene Raupenarten leben in der Schweiz – 78 von ihnen stehen als gefährdet auf der Roten Liste. Wer den Insekten ein wenig auf die Sprünge helfen will, kann dies ganz unkompliziert tun und so den spannenden Weg von der Raupe zum Schmetterling miterleben.

Raupen können ab Mitte Mai gesammelt und dann zu Hause aufgezogen werden. Irgendwann verpuppt sich die Larve und wird zum Schmetterling. Aber Achtung: Nicht aus jeder Raupe wird irgendwann ein Schmetterling. Einige Raupen sind sogar giftig und andere streng geschützt. Deshalb sollte man nur jene Raupen einsammelt, welche man auch kennt. Und bei denen man sicher ist, dass man sie der Natur entnehmen darf.

Eine gute Anfänger-Raupe ist beispielsweise diejenige des Schwalbenschanzes. Man erkennt sie leicht an der hellgrünen Farbe und den gelb-orange-schwarzen Zeichnungen. Ausserdem schlüpft aus ihr ein sehr schöner, bunter Schmetterling.

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Wo findet man Raupen?

Um Raupen zu finden, muss man wissen, was sie gerne essen –auf diesen Pflanzen halten sie sich nämlich auch auf. Bei vielen Arten sind es Brennnesseln, weshalb bei einem solchen Busch ein guter Startpunkt für die Suche ist.

Zudem sollte man Ausschau nach Fresslöchern halten. Sie sind ein klares Zeichen dafür, dass man fündig werden könnte. Besonders gerne sitzen Raupen auf der Unterseite von Blättern, und auch so sind sie gut getarnt. Ein scharfes Auge ist also gefragt.

Die Schwalbenschwanz-Raupe wiederum findet man oft in Gärten, denn sie mag besonders Rüebli- oder Fenchelkraut sowie Weinraute. Wer Raupen aufziehen will, kann also schon einmal vorsorglich im Garten oder auf dem Balkon Fenchel und Karotten anpflanzen. Dann hat man nicht nur Futter für diese Raupe, man findet sie auch schneller.

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Worin hält man Raupen?

Raupen sind nicht sehr anspruchsvoll. Man kann sie in einem alten Aquarium genau so gut halten wie in einem Terrarium oder einem Aerarium –einem speziellen Netzbehälter, der für die Raupenhaltung entwickelt wurde. Aber auch eine grosse Plastikbox mit Löchern erfüllt ihren Zweck.

Wichtig ist: Der Behälter sollte trocken, luft- und lichtdurchlässig sein und genug gross. Für bis zu drei Raupen spricht man von einem Volumen von mindestens zwei Litern. Ausserdem sollte sich der Deckel wenn möglich an der Seite befinden. So kann man die Box auch gefahrlos öffnen und schliessen, wenn sich eine Raupe an der Decke verpuppt hat.

Ausgestattet wird das Ganze mit ein paar aufgestellten Ästen oder Zweigen, so dass sich die Raupen daran hochhangeln und verpuppen kann. Auch der Standort ist wichtig: Stellt das Raupen-Zuhause nicht direkt ins Sonnenlicht, denn zu hohe Temperaturen vertragen sie nicht.

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Was gebe ich den Raupen zum Fressen?

Jede Raupe mag anderes Futter. Wie bereits erwähnt mögen viele Brennnesseln, andere – unser Schwalbenschwanz etwa – haben es auf konkrete Pflanzen abgesehen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass man sich gut über die Raupenart informiert, die man aufziehen will.

Weiss man, was genau der kleine Liebling bevorzugt, sucht man sich am besten eine entsprechende Futterquelle in der Nähe – oder zieht das Fenchel- und Karottenkraut gleich selber im Garten.

Ungefähr alle zwei Tage solltest man seinen Raupen neues Futter anbieten. Dieses vorher gut abwaschen, damit keine fremden Insekten in den Behälter kommen. Kommen die neuen Blätter hinein, werden die alten entfernt. Dabei natürlich darauf achten, dass die Raupen nicht mitkommen. Mit einem Pinsel können sie sanft herumgeschoben werden. Klammern sie sich gerade an einem Blatt fest, kann man ihnen dieses auch einfach darin lassen.

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Wie lange dauert es bis zum Schmetterling?

Das ist von Art zu Art unterschiedlich. Generell lässt sich sagen, dass sich eine Raupe vier Mal häuten muss, bevor sie sich verpuppt. Und je nach Art braucht das Insekt dann unterschiedlich lange, um zum Schmetterling zu werden. Das können nur ein paar Wochen, oder aber auch mehrere Jahre sein.

Unser Schwalbenschwanz etwa bleibt ungefähr zwei Wochen im Puppenstadium, zumindest wenn er dieses im Frühling oder im Sommer erreicht. Ganz viele Raupen verpuppen sich aber auch erst im Herbst, wenn die Tage weniger Sonnenstunden haben.

Dann kann es auch sein, dass sie eine sogenannte Diapause einlegen, also als Puppe überwintern. Kommt es bei den aufzuziehenden Raupen zu einer solchen Diapause, sollte man das Behältnis in den feuchten Keller stellen und den Kokon zusätzlich gelegentlich befeuchten, damit er nicht austrocknet.

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Den Schmetterling fliegen lassen

Die meisten Schmetterlinge schlüpfen am Morgen oder am Mittag. Am besten beobachtet man seine Schützlinge regelmässig, denn meist sieht man den grossen Moment kommen: bei Tagfaltern etwa wird die Puppe kurz vorher sehr durchsichtig, so dass man die Flügel hindurchschimmern sieht.

Ist der Falter geschlüpft, muss er erst einmal seine Flügel trocknen. Das tun sie, indem sie Kopfüber hängen und diese nach unten strecken. Deshalb brauchen sie unbedingt erhöhte Sitzmöglichkeiten mit genug freiem Platz darunter.

Nach etwa einer Stunde ist der Schmetterling flugfähig. Nun kann man seine Box vorsichtig nach draussen bringen und im Schutz eines Busches öffnen. Der bunte Flattermann kann dann in Ruhe davonfliegen.

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Worauf muss man sonst noch achten?

  • Auch Raupen machen Dreck. Deshalb muss der Raupenkasten auch regelmässig gereinigt werden, nämlich etwa alle zwei Tage. Entweder nimmt man dafür alles – auch die Raupe – hinaus und wischt einmal durch, oder man legt die Box von Anfang an mit Haushaltspapier aus, das man dann einfach wechseln kann.
     
  • Wenn die Schmetterlinge aus den Kokons schlüpfen, nicht erschrecken: eE nach Art können sie eine leicht gefärbte Flüssigkeit absondern. Es handelt sich dabei nicht um Blut, sondern um ein Abfallprodukt, welches während der Puppenphase entstanden ist und nun austritt.
     
  • Schmetterlinge kann man tagsüber fliegen lassen. Nachtfalter hingegen sollte man erst in der Dämmerung aussetzen, ansonsten sind sie zu anfällig für Fressfeinde.

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