Schwertwale (Orcinus Orca) bevölkern weltweit die Meere. Ihre Population wird auf rund 50'000 Wale geschätzt. Obwohl sie in allen Meeren zwischen der Arktis und der Antarktis leben, bevorzugen sie küstennahe Gewässer in hohen Breitengraden. Im Nordatlantik sind es geschätzt rund 3`000 Tiere und davon folgen einige den Heringen bis in die Fjorde. 

Soziale Killerwale? 

Orcas gehören zu den Delfinen und sind auch als «Killerwale» bekannt. Diesen Spitznamen erhielten sie, weil beobachtet wurde, wie einige Schulen (eine Gruppe von Orcas) grössere Wale, wie Pott-, Grau-, Finn-, oder Buckelwale angreifen. Die im Matriarchat geführten Tiere gelten trotzdem als äusserst sozial. Einige Meeresbiologinnen sind davon überzeugt, dass sie nach dem Motto «Einer für alle, alle für einen» leben. Es wird immer wieder beobachtet, wie verletzte Tiere von anderen Gruppenmitgliedern gefüttert werden. 

Kommunikative Jäger 

Während der Jagd hat jedes Tier seine Rolle und es wird untereinander kommuniziert. Die aus Finnland stammende Meeresbiologin Tiu Similä bezeichnet die Jagdstrategie der Schwertwale sogar als Ballett. Jeder wisse was er zu tun habe und es ist alles aufeinander abgestimmt. Unstimmigkeiten werden laufend gemeinsam entschieden. Jede Population hat ihre eigene Jagdstrategie, abhängig von der Region und der Beute. 

Laut «National Geographic» treiben die Orcas im norwegischen Andfjord Heringe in Gruppen zusammen. Die schnellen und wendigen Heringe sind generell eine schwierige Beute, auch für Schwertwale. Wenn ein Orca auf einen Schwarm stösst, schwimmen die Heringe blitzschnell auseinander. Die Schwertwale in dieser Region haben jedoch ihre eigene Taktik entwickelt. 

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Ausgefeiltes Karussell  

Die Orcas isolieren eine Gruppe Heringe von ihrem Schwarm. Sie drängen diese an die Oberfläche und hindern sie daran wegzutauchen. Wenn sich aus der Heringsgruppe eine Kugel gebildet hat, beginnen die Tiere mit dem sogenannten «Karussell». Die Orcas tauchen abwechseln unter dem Fischschwarm durch, zeigen ihren weissen Bauch und lassen Luftblasen an die Wasseroberfläche steigen, wodurch die Heringe verängstigt werden und sie noch näher zusammenrücken. Sobald die Wale die Heringsgruppe genügend isoliert haben und sie möglichst dicht ist, beginnt einer der Orcas auf die Heringskugel mit seiner Flosse einzuschlagen. Die Heringe werden direkt getötet oder betäubt – und das Mahl ist angerichtet.  

Um das Karussell zu perfektionieren, üben die Wale vor ihrem Angriff das Schlagen mit den Schwanzflossen. Bei der Jagd hat jedes Tier seine eigene Aufgabe und Kälber werden früh darin geschult. Jungtiere im Andfjord beginnen beispielsweise schon früh die Flossenschläge der Mütter nachzuahmen.  

Unterschiedliche Jagd-Kulturen 

Rund um die Welt haben sich die schwarz-weissen Delfine unterschiedliche Strategien angeeignet, um ihre Beute zu erlegen. Meeresbiologen sprechen sogar von unterschiedlichen Jagd-Kulturen.  

In Argentinien werfen sich die Killerwale an den Strand und fangen Seelöwenjunge. Sie berechnen dabei die Gezeiten und den Wellengang ein. Noch weiter südlich, in der Antarktis, umkreisen Orcas Robben auf Eisschollen und erzeugen so hohe Wellen, dass es die Robbe von der Eisscholle spült.