Von gefiederten Patchwork-Familien und Adoptiv-Küken
Die komplizierten Familienverhältnisse von Pinguinen
Nicht nur wir Menschen haben verschiedenste Familienverhältnisse – von alleinerziehenden Elternteilen, über Adoptiv- und gleichgeschlechtliche Eltern ist auch bei Pinguinen alles dabei. Die Familiensituationen des Königspinguin-Nachwuchses im Zoo Basel zeigt die Vielfalt von Eltern-Kind-Beziehungen im Tierreich auf.
Königspinguine binden sich für mindestens eine Brutsaison an eine Partnerin oder einen Partner. Während der 14 bis 16-monatigen Brutzeit leben die Tiere grösstenteils monogam. Wie die Kaiserpinguine gehören Königspinguine zu den Grosspinguinen und werden durchschnittlich 95cm gross und 15kg schwer. Die Antarktisbewohner treffen sich im Sommer in ihrer Brutkolonie und beginnen mit der Eiablage an flachen, schnee- oder eisfreien Stränden.
Im Gegensatz zu anderen Pinguinarten wie den Humboldtpinguinen, bauen die königlichen Pinguine keine Nester, sondern brüten die Eier auf ihren Füssen aus und wärmen sie mit einer speziellen Bauchfalte. Die Weibchen legen pro Brutzeit ein Ei, welches während 51-57 Tagen von beiden Partnern ausgebrütet wird. Nach der über einjährigen Brutzeit verpartnern sich die Pinguine neu, oder bleiben bei ihrer Partnerin oder ihrem Partner.
Zwei Mütter oder zwei Väter
Dass es bei Tieren auch gleichgeschlechtliche Zuneigung in der Form von Geschlechtsverkehr oder Partnerschaften gibt, ist schon länger bekannt. Bei Pinguinen ziehen die Paare jedoch auch verwaiste oder geklaute Eier auf. Das Klauen von Eiern wird auch in der freien Wildbahn beobachtet. Es sind jedoch nicht nur homosexuelle Pinguinpaare, die dies tun, sondern auch solche bei denen es in diesem Jahr nicht geklappt hat ein Ei zu zeugen. Im Bremerhavener Zoo zog ein homosexuelles Pinguinpaar ein verwaistes Ei auf und kümmerte sich laut dem Direktor liebevoll um das Junge.
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Homosexuelle Paare wurden bei unterschiedlichen Säugetierarten, Vögeln, Reptilien, Amphibien, Insekten, Weichtieren und Fadenwürmern beobachtet. Da es Homosexualität bei den unterschiedlichsten Tierarten gibt, untersuchen WissenschaftlerInnen und Wissenschaftler deren evolutionären Zweck. Ihr Zwischenfazit: Homosexueller Verkehr oder Partnerschaften können sozialen Stress aus der Gruppe nehmen. Bonobo-Männchen paaren sich regelmässig miteinander, um die soziale Gruppe zu festigen. Bei Tümmlern kann die homosexuelle Bindung auch über eine längere Zeit halten und dient dem gleichen Zweck. Homosexualität kann nicht nur die Gruppe festigen, sondern kann evolutionär auch eine alternative Brutstrategie sein, wie zum Beispiel bei den Königspinguinen, die verwaiste Eier ausbrüten.
Pingu-Familien im Zoo Basel
Der Zoo Basel verkündet stolz den Bruterfolg von drei Königspinguinküken. Die ersten zwei schlüpften im September, das dritte rund sieben Wochen später im Oktober. Auch im Zoo Basel könnten die Familienverhältnisse der drei Gleichaltrigen nicht unterschiedlicher sein – die Eltern des ersten Kükens teilen sich ganz klassisch die Aufzucht. Die Familiensituation des Mittleren ist schon etwas komplizierter. Laut dem Zoo Basel wollte sich ein Elternteil nicht um das Kleine kümmern und das zweite Elternteil versuchte die Kindererziehung allein. Es wurde dem Königspinguin jedoch zu viel und das Küken wurde von einem Paar adoptiert, welches in diesem Jahr keinen Nachwuchs bekam.
Interessant ist, dass der Adoptivvater des mittleren Kükens der biologische Vater des dritten Kükens ist. Seine Partnerin verbot ihm jedoch die Mit-Aufzucht des Nachwuchses aus seiner «Affäre». Wie der Zoo Basel berichtet, wurden immer wieder Streitereien zwischen dem Paar beobachtet. Inzwischen dürfe er aber bei der Fütterung des Kleinsten mithelfen.
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Schon vor einigen Jahren gab es Familiendrama im Pinguingehege des Zolli Basels, damals stritten sich drei Weibchen um die Aufzucht eines Kükens. Der Vater wollte es jedoch für sich beanspruchen und musste mit seiner neuen Gefährtin von der Gruppe separiert werden. Das Junge wurde danach von der biologischen Mutter beansprucht und durfte von niemand anderem gefüttert werden.
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