Sie ist nicht leicht nachzuweisen, die Zwergmaus. Sie wird selten 10 Gramm schwer und ist damit das kleinste einheimische Nagetier. Mit ihrem langen Greifschwanz und den grossen Schwielen an den Füssen klettert sie hervorragend im Dickicht langstieliger Pflanzen wie Seggen, Schilf und Rohrglanzgras. Diese Pflanzen gedeihen in der Verlandungszone von Seen und langsam fliessenden Flüssen. Der Lebensraum der Zwergmaus ist schwer zugänglich. Sie verrät ihre Anwesenheit durch ihre Nestchen. Diese werden für jeden Wurf neu gebaut. Aber auch Tiere, die nicht an der Fortpflanzung beteiligt sind, bauen regelmässig Nestchen. Die grösseren Wurfnester haben einen Durchmesser von ungefähr 10 cm und sind kunstvoll mit der lebenden Vegetation verbunden. Das unterscheidet sie von den Nestern der Haselmaus.

Der Biologe Michel Blant aus Neuenburg hat in mühsamer Arbeit viele Seggen- und Schilfriede auf der Suche nach Nestern der Zwergmaus durchforscht. Erst im Jahr 2019 entdeckte er am Untersee ein bisher unbekanntes und relativ grosses Vorkommen.

Obwohl die Zwergmaus von Spanien bis nach Japan vorkommt, ist sie durch die Trockenlegung von Flachmooren und anderen Feuchtgebieten stark bedroht.  In der Schweiz kommt sie vor allem in der West- und Nordwestschweiz vor. Frühere Vorkommen z. B. im Rheintal und im Tessin scheinen erloschen zu sein. Es ist wichtig, ihre Lebensräume zu erhalten oder durch Revitalisierungen wieder herzustellen. Offen bleiben allerdings die Fragen, ob die kleinen verbleibenden Populationen neue Lebensräume überhaupt erreichen können und ob die Bestände durch Inzucht bedroht sind.

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