Überleben im Winter
Tiere trotzen der Kälte mit Fell und Fett – oder lassen sich einfrieren
Wenn wir Menschen frieren, schnappen wir uns eine dicke Decke und verlassen nach Möglichkeit einfach seltener das Haus. In der Natur müssen die Tiere hingegen auf andere Optionen zurückgreifen.
Minustemperaturen haben die Schweiz erreicht und für die «Gfrörlis» unter den Menschen dürfte nun eine mühsame Zeit anstehen. Viele gehen da nur noch für das Nötigste aus dem Haus, um sich nicht mit der Kälte rumschlagen zu müssen. Diese Möglichkeit haben die Tiere in der Wildnis nicht. Sie sind dem Wetter mit allem Drum und Dran das ganze Jahr über ausgesetzt. Da sich die verschiedenen Lebewesen nicht einfach unter eine Decke kuscheln können, müssen sie sich auf andere Art und Weise warm halten.
Dickes Winterfell
Die klassische Methode, um die tiefen Temperaturen auszuhalten, ist sich eine isolierende Schicht anzueignen. Ähnlich wie wir Menschen, «ziehen» Tiere dabei einen dickeren Mantel an – sie legen sich dickere Fell-Schichten zu. Beim Moschusochsen hat das lange, mehrschichtige Winterfell eine dichte Unterwolle, das sogenannte Qiviuk. Damit werden die Vierbeiner vor Temperaturen bis zu minus 50 Grad Celsius geschützt. Die Unterwolle der Moschusochsen zählt zu den feinsten natürlichen Fasern. Bezogen auf ihr Gewicht ist sie achtmal wärmer als Schafswolle.
Auch andere Tiere lassen sich ein dickeres Fell wachsen und bei einigen verändert es sich sogar mit einem zusätzlichen Vorteil: Das Haarkleid wechselt auf eine hellere Farbe, um im Schnee für eine bessere Tarnung zu sorgen. Unter anderem in Nordamerika machen das der Weisswedelehirsch, der Polarfuchs, das Hermelin und der Polarhase. Diese Tarnung funktioniert, wenn der Schnee lange und beständig liegt. Gerade wegen des Klimawandels kommt es aber vor, dass der Schnee spät kommt und früh schmilzt. Dadurch sind Tiere mit weissem Winterfell nicht mehr an ihre Umgebung angepasst und ihre Überlebensrate sinkt.
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Fettschicht
Nicht umsonst heisst wird die angefressene Fettschicht «Winterspeck» genannt. Eisbären fressen sich so viel Fettreserven an, dass sich unter der Haut eine zehn Zentimeter dicke Fettschicht ansammelt, welche die Körpertemperatur bei eisiger Kälte schützt. Auch im Winter gehen Eisbären auf Robbenjagd, weil diese trotz schwerer Jagd eine fette Beute sind. Dies obwohl die Eisbärenmit energieärmerer Kost einige Monate überleben könnten. Was aber nicht fehlen darf, ist das Packeis, welches ebenfalls ausgelöst durch den Klimawandel immer mehr zusammenschrumpft.
Ein lebendiger «Eiszapfen»
Ein dickes Winterfell oder Fettreserven – das sind keine Optionen für den Waldfrosch. Er wird auch Eisfrosch genannt, was seine spezielle Überwinterungstaktik verrät. Wenn die Temperaturen im Herbst sinken, kuschelt er sich im Laub ein und lässt die Kälte in seinen Körper eindringen, bis er völlig durchfriert – mit Herz, Gehirn und allem. Seine Haut wird ein wenig gefroren und das Eis dringt durch seine Venen und Arterien in den Frosch ein. Doch wie kann ein Lebewesen so was überhaupt überleben? Die Leber des Waldfrosches pumpt grosse Mengen an Glukose aus – eine sirupartige Flüssigkeit, die wie ein Frostschutzmittel wirkt. Diese sickert überall hin, auch in das Innere von Zellen, um sie vor dem Schrumpfen und Absterben zu bewahren. Bei wärmerem Wetter tauen die Amphibien dann wieder auf, ohne einen Schaden davon zu tragen.
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