Gemütlich sitzen die beiden jungen Frauen auf dem Holzsteg, der auf den See hinausragt. Sie unterhalten sich, essen Gemüsesticks und Sandwiches und denken sich dabei nichts Böses. Dann plötzlich schwimmt aus dem nahegelegenen Schilf ein Schwan herbei.

Der grosse Wasservogel zieht erst einen weiten Kreis, beäugt die Menschen skeptisch – und geht dann zum Angriff über. Das Tier richtet sich auf, breitet seine Flügel aus und fängt an zu fauchen. Es signalisiert eindeutig: «Weg hier, oder es endet böse!» Vorbei ist das gemütliche Picknick am See. Die Frauen erschrecken, packen hastig zusammen und treten den Rückzug an.

Höckerschwäne sind sehr territoriale Wesen. Im Frühjahr und im Frühsommer, zwischen März und Juni, wenn das Schwanenpaar sich der Brut und Aufzucht der Jungen widmet, beanspruchen sie ein eigenes Revier. Diese Fläche rund um das Nest herum kann unterschiedlich gross sein, wird aber vom Männchen fast immer aggressiv verteidigt.

Mehr spannende Artikel rund um Tiere und die Natur?Dieser Artikel erschien in der gedruckten Ausgabe Nr 06/2023 vom 23. März 2023. Mit einem Schnupperabo erhalten Sie 6 gedruckte Ausgaben für nur 25 Franken in Ihren Briefkasten geliefert und können gleichzeitig digital auf das ganze E-Paper Archiv seit 2012 zugreifen. In unserer Abo-Übersicht  finden Sie alle Abo-Möglichkeiten in der Übersicht.

Jetzt Schnupperabo abschliessen

Zur Abo-Übersicht

Entsprechend oft kommt es in dieser Jahreszeit auch zu unschönen Begegnungen zwischen Menschen und Schwänen. Meist bleibt es beim blossen Imponiergehabe. Zieht sich der Eindringling aber nicht zurück, wie die beiden Frauen im Beispiel, kann der Vogel auch zum Angriff übergehen. Und dann kann es gefährlich werden.

Gross und kräftig

Schwäne sind mächtig: Sie können bis zu 15 Kilogramm schwer werden und besitzen eine Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern. Meint es der Vogel ernst, schreckt er nicht davor zurück, mit der Flügelvorderkante zuzuschlagen. Trifft er damit den Kopf, gibt es sicherlich eine Platzwunde, andernorts können auch mal Knochen brechen. Ausserdem nutzt er seinen Schnabel zum Angriff, beisst zu und hinterlässt so blaue Flecken. Der Respekt vor den grossen Tieren ist also durchaus berechtigt. Hinzu kommt, dass Schwäne in der Schweiz alles andere als selten sind: Laut der Vogelwarte Sempach lebten 2022 ganze 7273 Individuen bei uns – Tendenz steigend. Fast an jedem See begegnet man einem Schwan.

[IMG 2]

Während eine erwachsene Person glimpflich aus einer Schwanenattacke herauskommen kann, wird es für Hunde ungemein gefährlicher. Mehrere Fälle sind bekannt, in welchen Schwäne einen Hund mit ihrer reinen Kraft so lange unter Wasser drückten, bis diesem irgendwann die Luft ausging. Ausserdem sind die Vögel dafür bekannt, dass sie sich gegen den vermeintlichen Angreifer zusammenschliessen. Auch ein grösserer Vierbeiner hat also keine Chance, ihnen zu entkommen. Deshalb sollten Sie Ihren Liebling stets an die Leine nehmen, wenn Schwäne in der Nähe sind.

Um unliebsame Begegnungen zu vermeiden, ist es ratsam, den Vögeln während ihrer Brutzeit nicht zu nahe zu kommen und ihr Verhalten richtig einzuschätzen. Ein Schwan kündigt seinen Unmut nämlich deutlich an: Fühlt er sich bedroht, richtet er sich – wie beim Picknick der beiden jungen Frauen – auf, breitet die Flügel aus und fängt an zu fauchen. Dann gilt es, umgehend, aber dennoch ruhig und geordnet, den Rückzug anzutreten. Meist reicht dies, um die Situation zu entschärfen.