Krieg gegen Tiere
Wie die australische Armee gegen Emus verlor
Menschen haben leider ein Talent dafür, Krieg zu führen. In der Vergangenheit haben wir aus den absurdesten Gründen Konflikte gestartet, manchmal nicht einmal gegen unsere eigene Spezies. Eine Übersicht der skurrilsten Geschichten.
Die Blamage der australischen Armee
Absurd, aber wahr: Einst führten aktive Soldaten einer nationalen Armee einen Krieg gegen Laufvögel. Und verloren diesen. Weil eine Herde von 20 000 Emus über die Weizenfelder im Bundesstaat Western Australia herfiel, wendeten sich die dortigen Bauern an die Regierung. Da es sich sowohl bei den Landwirten als auch bei den Staatsangestellten grösstenteils um Kriegsveteranen handelte, gingen sie das Problem mit Schusswaffen an. Drei Soldaten wurden nach Western Australia geschickt, um es zu lösen. Doch von Anfang an mussten sie sich vielerlei Hindernissen stellen. Als erstes merkten die Schützen, dass die Vögel Späher in der Herde hatten, die vor Angreifern warnten. Zusätzlich konnten kaum Tiere abgeschossen werden, da sie sich blitzschnell in alle Richtungen verstreuten. Nach einem Monat und mehreren erfolglosen «Schlachten» zog das Militär seine Beschäftigten wieder ab. Die Endbilanz: Mit allen verfügbaren 10 000 Schüssen wurden nicht einmal tausend fluglose Vögel getötet. Der skurrile Konflikt, von den lokalen Zeitungen als «Emu-Krieg» betitelt, bleibt bis heute in Erinnerung.
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Vom Nachbarstreit zur internationalen Affäre
Auf den San-Juan-Inseln wurde im 19. Jahr-hundert aus einem Streit um ein Hausschwein fast ein Länderkrieg. Die Vereinigten Staaten und die englische Firma «Hudson Bay» wollten die Inselgruppe beide für sich beanspruchen. Zum zusätzlichen Ärger der amerikanischen Bauern wanderten englische Schweine überall frei herum. Als ein Bauer eine Sau erschoss, die in seinem Gemüsegarten Kartoffeln ausgrub, eskalierte die Situation. Die angebotenen zehn Dollar Schadensersatz reichten dem Schweinebesitzer nicht aus und er wollte den Täter einsperren lassen. Als die amerikanischen Siedler davon erfuhren, baten sie die US-Armee um Hilfe.Diese schickte 66 Soldaten nach San Juan, worauf die Briten wiederum mit drei Kriegsschiffen antworteten. Vorerst brach kein Krieg aus, die Lage blieb aber angespannt. Am Ende wurde der deutsche Kaiser Wilhelm I. miteinbezogen, der zwischen den Parteien verhandelte und die Inseln schliesslich an die USA übergab.
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Ausrottung als Schädlingsbekämpfung
Als die Volksrepublik China noch von Mao Zedong regiert wurde,versuchte sich das Land zu modernisieren. Dabei kamen die Chinesen auf eine merkwürdige Idee, um ihren Nahrungsanbau zu beschleunigen. Die Schädlinge sollen nicht nur bekämpft, sondern komplett ausgerottet werden. Dazu zählten neben Mücken und Ratten auch eurasische Feldspatzen. Diese würden einzeln fast zwei Kilo Weizen im Jahr verschlingen, und um die Äcker zu fördern, mussten die Tiere weg – so zumindest der Plan. Nester wurden zerstört, Küken getötet und jede Rastmöglichkeit der Vögel zunichte gemacht. Mit Pfannen und Trommeln verhinderte die chinesische Bevölkerung jegliche Landung der Spatzen, so dass sie schlussendlich aus Erschöpfung tot vom Himmel fielen. Wie zu erwarten, folgten auf die Ausrottung verheerende ökologische Konsequenzen.Heuschreckenplagen kamen immer öfter vor und die nationale Hungersnot spitzte sich zu. Schlussendlich versuchte die chinesische Regierung, das Ökosystem wiederherzustellen, und liess 250 000 Spatzen aus der Sowjetunion einfliegen.
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Tiere kennen keine Grenzen
Ein Hund war es, der wahrscheinlich in der Zwischenkriegszeit des20. Jahrhunderts einen Invasionskrieg in Osteuropa auslöste. Der Konflikt ereignete sich zwischen Griechenland und Bulgarien, die zu dieser Zeit bereits ein politisch angespanntes Verhältnis zueinander hatten. Da fehlte es nur noch, dass einer griechischen Grenzwache der Vierbeiner entwich und in Richtung Bulgarien rannte. Als der Soldat hinterhereilte, wurde er angeblich von einem Bulgaren erschossen. Daraufhin lancierte Griechenland zur Vergeltung eine Invasionskampagne, überfiel und besetzte die bulgarische Grenzstadt Petrich. Die griechischen Behörden verlangten eine schriftliche Entschuldigung und zwei Millionen französische Franken. Schlussendlich schaltete sich auf Anfrage der Bulgaren der Völkerbund ein, der Vorläufer der Vereinten Nationen, und forderte einen Waffenstillstand. Als Wiedergutmachung mussten die Griechen umgerechnete 45 000 US-Dollar an Bulgarien zahlen, und die Familie des erschossenen Soldaten wurde im Gegenzug für dessen Tod entschädigt.
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