Alle Vögel brauchen einen sicheren Ort, um ihre Eier zu bebrüten und ihre Jungen aufzuziehen. Viele bauen dazu ein Nest. Meist wählen sie eine geschützte Stelle, beispielsweise in einem Busch oder einer Baum- oder Felsenhöhle. Die Amsel ist ein häufiger Gartenvogel und kann darum regelmässig beim Nestbau beobachtet werden. Nur das Weibchen baut das Nest und fliegt mit Zweigen und Gräsern in einen Busch, oft sogar auch auf einen Balkon. Innerhalb weniger Tage ist das Nest fertig. Damit es stabil bleibt wird auch feuchte Erde und Lehm verwendet. Manchmal werden Teile von Plastiksäcken in das Nest eingewoben, einfach alles, was die Amsel als passend erachtet.

[IMG 6]

Filigranes Napf- oder liederliches Astnest

Der Zaunkönig versteckt sein kleines, hauptsächlich aus Moos und Flechten sorgfältig gewobenes Napfnest mit Vorliebe in Asthaufen. Ganz gegensätzlich sind Taubennester. Sie bestehen aus wenigen, wie achtlos hingelegten Zweigen. Ob von Stadt-, Türken- oder Ringeltaube gebaut, die Nester sehen ähnlich aus. Die Hohltaube, ebenfalls eine Schweizer Art, schert aus, denn sie erstellt kein freistehendes Nest, sondern baut ein weitaus sorgfältiger konstruiertes Nest aus Blättern, Halmen und Moos in Baumhöhlen.

[IMG 4]

Sicher in der Höhle

Viele Vögel sind Höhlenbrüter. Stare, und viele Meisenarten bauen ihre Nester in morsche Baumhöhlen. Gerne benützen sie für ihr Brutgeschäft auch Nistkästen, die ihnen der Mensch zur Verfügung stellt. Auch Spatzen bauen ihre Nester in Höhlen.  Eulen und Spechte sind ebenfalls Höhlenbrüter. Sie verzichten aber auf den Bau von Nestern und legen ihre Eier auf den Holzmulm oder auf Holzspäne am Kastengrund. Eisvogel und Bienenfresser legen ihre Eier in eine kleine Kammer am Ende einer in eine sandige Lehmwand gegrabene Höhle.

[IMG 7]

Bodenbrüter sind gefährdet

Besonders schwer haben es Vögel, die ihre Nester am Boden bauen. Kiebitze, Feldlerchen und Braunkehlchen gehören beispielsweise dazu. Da es kaum noch Felder gibt, die nicht bewirtschaftet werden, haben sie fast keine Chancen mehr, ihre Jungen aufzuziehen. Früher glückte meist auch auf Wirtschaftsfeldern eine erste Brut, da sie später gemäht wurden. Heute aber werden Wiesen praktisch zum Schlupftermin der Jungen, also sehr früh, gemäht.

[IMG 2]

Nester aus Lehm

Schwalbenarten wie Rauch- und Mehlschwalben konstruieren ihre Nester aus Lehm. Früher war es einfacher für sie, als es noch viele Feldwege gab. Bei Regen bildeten sich Pfützen. Ideale Stellen für Schwalben, um Lehm zu sammeln. Uferschwalben aber brüten im Gegensatz in Höhlen, die sie in lockere Uferböschungen oder Aufschüttungen in Kiesgruben graben. Auch Alpen- und Mauersegler brüten in Höhlen, graben sie aber nicht selbst. Heute benützen sie zur Brut meist Kästen, die an Kirchtürmen oder unter Brücken befestigt werden.

[IMG 3]

Schwimmnester

Wasservögel, wie Haubentaucher und Blässhühner, bauen Nester im Röhricht, die schwimmen können. Sie passen sich dem Wasserstand an. Im Gegensatz zu den anderen Vögeln sind die Jungen von Tauchern, Enten und Gänsen Nestflüchter, das heisst, die Jungen verlassen das Nest nach dem Schlupf.

[IMG 8]

Eigentümliche internationale Strategien

Höchst eigenartig ist die Brutgewohnheit der Feenseeschwalbe. Sie lebt auf kleinen Inseln südlich des Äquators, so etwa auch auf den Seychellen, auf Ascension und St. Helena. Die Paare leben monogam, bleiben sich also lebenslange treu. Das Weibchen legt ein Ei lediglich in eine Astgabel, wo es sorgfältig bebrütet wird.

[IMG 5]

Bei den Pinguinen brüten die Männchen das Ei unter einer Bauchfalte aus, oberhalb der Füsse. Die Eier der Lummen aus der Familie der Alkenvögel sind konisch geformt, weil sie bloss auf einem Felsvorsprung an einer Klippe abgelegt werden. Dank der besonderen Form rollen sie nicht von den Felsen. Manche Vögel, wie die Weber, bauen aus Halmen korbartige Nester. Der Töpfervogel aus Südamerika baut sich aus Lehm sein Nest, das er irgendwo an einen Felsen, an eine Mauer oder an einen Ast klebt. Es handelt sich um ein Kugelnest. Töpfervögel sind innerhalb ihrer Art aber sehr divers, was die Nestbaustrategien betrifft, denn manche bauen Nester aus Zweigen. Immer handelt es sich aber um Napfnester.

[IMG 9]