Marionne Schlatter ist Medienverantwortliche der «Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz» (VAPKO) und arbeitet selbst als Pilskontrolleurin in Wetzikon, Zürich. Wir haben ihr acht Fragen zur Pilzkontrolle und dem «Pilzlen» allgemein gestellt. 

Zur Pilzkontrolle:  

Was macht eine Pilzkontrolle? Wie läuft so eine Kontrolle ab? 

In der Pilzkontrolle können Pilzsammlerinnen und Pilzsammler ihre gesammelten Pilze vorlegen. Die Kontrollperson sortiert die ungeniessbaren oder verdorbenen Pilze aus. Zudem berät sie die SammlerInnen: Sie gibt Tipps zur Lagerung und Zubereitung der Pilze. Denn oft ist die falsche Zubereitung die Ursache für Beschwerden. 

Was ist die VAPKO genau?  

«VAPKO» steht für «Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz». Seit fast 100 Jahren sorgt die VAPKO dafür, dass in der Schweiz PilzkontrolleurInnen aus- und weitergebildet werden. Die von der VAPKO ausgebildeten Personen sind aber nicht nur als KontrolleurInnen für privates Sammelgut tätig. Sie betätigen sich beispielsweise auch als amtliche LebensmittelkontrolleurInnen. Zudem kommen sie  
bei Pilzvergiftungen zum Einsatz.  

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Wie wird man Pilzkontrolleurin oder Pilzkontrolleur? 

Die Voraussetzung ist, dass man viel Freude an den Pilzen mitbringt und sich seit einigen Jahren mit Pilzen beschäftigt. Für das Diplom muss man eine Prüfung bestehen, die neben der Artenkenntnis auch die Toxikologie und die Gesetzgebung umfasst. 

Ist es Freiwilligenarbeit oder nicht? 

Nein, die meisten KontrolleurInnen werden durch die Gemeinde bescheiden entschädigt. Aber grundsätzlich befinden sich alle Fachpersonen in einem ehrenamtlichen Dauer-Pikett, da sie bei einem Vergiftungsfall zum Einsatz kommen. Damit leisten sie einen grossen Dienst an der Gemeinschaft. 

Zum Pilze sammeln: 

Von wann bis wann geht die Pilzsaison? 

 Die «klassische» Pilzsaison dauert ungefähr von September bis Ende Oktober. In den Bergen beginnt und endet die Saison früher. Natürlich gibt es aber auch Frühjahrs- und Winterpilze, aber das sind eher Ausnahmen. Mit der Klimaänderung können wir aber beobachten, dass die Saison sich verschiebt und Fruchtkörper zu atypischen Zeiten erscheinen. 

Ist dieses Jahr ein gutes Pilzjahr? 

Wie es im langjährigen Durchschnitt aussehen wird, das können wir erst nach Abschluss der Saison sagen. Zwar war das Pilzvorkommen ab Mitte September sehr hoch, aber vorher war wegen der Trockenheit nicht viel zu finden. Ich persönlich rechne aber mit einem überdurchschnittlichen Jahr in der Pilzkontrolle, da die Saison dank des schönen Herbstwetters anhält. 

Wie genau sammelt man Pilze? Auf was sollte man achten?  

Wichtig ist, dass man die Pilze in offenen Gefässen sammelt: Körbe oder Papiertaschen eignen sich gut. Die Pilze sollten nicht zu alt sein. Auch ist es gut, wenn die Arten sortengetrennt gesammelt werden. Und das Wichtigste zum Schluss: Den Besuch in der Pilzkontrolle einplanen. Alle Kontrollstellen und Öffnungszeiten findet man auf der Website www.vapko.ch 

Was sind die häufigsten Fehler beim Pilze sammeln? 

AnfängerInnen kommen oft mit Pilzen in die Kontrolle, die bereits verdorben sind. Das ist nicht Absicht – es bedarf einiger Erfahrung, um den Reifegrad der Fruchtkörper richtig beurteilen zu können. Mein Tipp: Benutzen Sie Ihre Nase, verdorbene Pilze stinken!  

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Welches sind die am meisten gesammelten Pilze? 

Gesammelt werden die bekannten Speisepilze wie Steinpilze, Eierschwämme, Maronenröhrlinge, Parasol-Riesenschirmlinge, Frauentäublinge.  

Wie viele Pilze pro Jahr werden gesammelt? 

 Diese Frage kann ich nicht beantworten, es gibt keine «Meldepflicht» für PilzsammlerInnen. 

Wie viele Pilze pro Jahr werden kontrolliert? 

Die VAPKO-PilzkontrolleurInnen führen jedes Jahr rund 30'000 Kontrollen durch.   

Welche Pilze müssen Sie am meisten rausnehmen? 

 In rund einem Drittel der Kontrollen sortieren wir Pilze aus, die ungeniessbar, giftig oder verdorben sind. Die Rangliste führen wohl verdorbene Röhrlinge an. In rund jeder zehnten Kontrolle sortieren wir Giftpilze aus. 

Gab es vermehrt «Pilzler» durch die Pandemie? 

Das «Pilzlen» erlebt tatsächlich einen Boom, das hat aber nur am Rande mit der Pandemie zu tun. Wir erleben seit mehr als 10 Jahren ein wachsendes Interesse an den Kursen der VAPKO.