Die Fresszellen der unspezifischen oder angeborenen Immunabwehr können einen Erreger verschlucken und auflösen, ein bestimmter Zelltyp kann ihn sogar mit einem Netz aus DNA und Proteinen einfangen und unschädlich machen. Diese beiden Mechanismen waren bisher nur von komplexen Lebewesen bekannt. Mikrobiologen der Universität Genf haben die gleiche Strategie bei einem Einzeller entdeckt, wie die Hochschule am Dienstag mitteilte.

Die soziale Amöbe Dictyostelium discoideum hat demnach einen Immunschutz, der dem des Menschen ähnelt. Da sie sich zudem einfach genetisch verändern liesse, mache sie das zu einem guten Modell, um Immunkrankheiten zu erforschen.

Minitier aus Einzellern
Dictyostelium ernährt sich hauptsächlich von Bakterien. Bei Nahrungsmangel schliessen sich mehr als 100'000 von ihnen zu einem «Minitier» zusammen, das auch als «Slug» bezeichnet wird. Dieser Slug entwickelt sich zu einem Fruchtkörper aus Sporen, der auf einem langen Stil sitzt. Die Sporen können so überdauern, bis sie vom Wind oder auf andere Weise auf neue Gebiete mit Nahrung verteilt werden.

Bei der Bildung des Slug werden jedoch nicht alle der Amöben zu Stil oder Sporen. Etwa ein Prozent behält die Fähigkeit, Erreger zu verschlucken oder mit DNA-Netzen einzufangen. Diese «Wächterzellen» bilden das primitive angeborene Immunsystem des Slug und erfüllen die gleiche Aufgabe wie die Fresszellen der Tiere.

Seit mehr als einer Milliarde Jahre
«Wir haben also entdeckt, dass diese Immunstrategie in einzelligen Organismen bereits seit mehr als einer Milliarde Jahre aktiv eingesetzt wird und somit keine reine Entwicklung bei höheren Tieren war», erklärte Studienleiter Thierry Soldati von der Universität Genf in der Mitteilung.

Durch die genetische Veränderung der sozialen Amöbe könnten die Mikrobiologen die Mechanismen des angeborenen Immunsystems besser verstehen und mittels kleiner Experimente einfacher erforschen, schrieb die Universität Genf. Dadurch sei auch ein besseres Verständnis von Immunkrankheiten beim Menschen möglich.