Neue Studie
Auch «umweltfreundliche» Sonnencrèmes schädigen Wasserorganismen – und jetzt?
Unsere Haut braucht Schutz vor den Strahlen der Sonne, heute mehr denn je. Zum Schutz von Gewässern kaufen Umweltbewusste vermehrt Crèmes mit mineralischem UV-Filter. Doch nun zeigt eine Studie, dass auch diese im Meer Schaden anrichten können.
Die Sonne treibt das Leben auf der Erde an, sie tut unsrem Gemüt gut und eigentlich auch dem Körper. So produziert die menschliche Haut unter Sonneneinwirkung Vitamin D. Aber die Strahlung ist auch eine Gefahr, denn es drohen Sonnenbrand und im schlimmsten Fall bleibende Schäden oder Hautkrebs. Daher bringen wir schon unseren Kindern bei, wie wichtig das Eincrèmen vor dem Gang an die Sonne ist. Aber was uns schützt, schadet dem Leben unter Wasser – und neue Studienresultate verunsichern zusätzlich.
Sonnencrème ist nicht gleich Sonnencrème
Eine Studie der Universität Wien hat sich mit der Wirkung von Sonnenschutzmitteln auf Foraminiferen befasst. Diese Einzeller stehen am Beginn der Nahrungskette im Meer und sind daher wichtige Bestandteile der Ökosysteme im Ozean. Im Test waren zwei konventionelle Crèmes und zwei, die als umweltfreundlich gelten. Letztere enthalten als UV-Filter kleine Teilchen, die Strahlung absorbieren und reflektieren. Konventioneller Sonnenschutz beruht im Gegensatz dazu auf chemischen Substanzen, die UV-Licht aufnehmen und in Wärmestrahlung umwandeln, wie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) schreibt.
Wichtige Winzlinge geschädigt
Chemikalien wie Octinoxate, Oxybenzone oder Octocrylen aus Sonnenschutzmitteln gelten als bedenklich für Gewässer. Nach Angaben der Stiftung Umweltinformation Schweiz schädigen sie Korallen, beeinträchtigen die Hirnentwicklung von Fischen und reichern sich in der Leber von Muscheln an. Sonnencrèmes sollen sogar vor Hawaii zu einem Korallensterben geführt haben, wonach im betroffenen Bundesstaat der Verkauf von Produkten mit bestimmten Chemikalien verboten worden sei.
Gewisse chemische UV-Filter haben in Labor- und Tierversuchen hormonähnlich Wirkungen gezeigt, heisst es beim BLV. Es sei aber unklar, ob diese Befunde auch für den Mensch bedeutend seien, da die Sonnencrème in der Regel auf der Haut bleibe und nicht in den Körper aufgenommen werde.
Zwar werden Sonnencrèmes mit mineralischen Filtern als umweltfreundlicher bezeichnet, aber auch sie sind nicht unbedenklich. Das zeigte auch die Wiener Studie: Die «umweltfreundlichen» Produkte im Test schädigten die Foraminiferen sogar mehr als die konventionellen. Ebenfalls deutlich schädlich war der chemische UV-Filter Ensulizol, der zusätzlich auf seine Wirkung untersucht wurde.
Schwermetalle sind problematisch
Wie die Forschenden schreiben, seien Schwermetalle wie Zink- oder Titanoxid bereits für andere Mikroorganismen als toxisch eingestuft worden. Beide kommen in «umweltfreundlichen» Sonencrèmes als mineralische UV-Filter zum Einsatz, vermehrt auch in Form von Nano-Partikeln. Zur Umweltwirkung von Nano-Teilchen ist bislang wenig bekannt, nach heutigem Wissensstand werden sie laut BLV über die intakte Haut vom menschlichen Körper aber nicht aufgenommen.
Um die allgemeine schädliche Wirkung von (Nano-)Titan- und Zinkoxiden in Sonnenschutzmitteln nachzuweisen, brauche es jedoch noch weitere Studien, bemerken die Forschenden.
Nano kann man meiden
Nach geltendem Recht in der EU und der Schweiz müssen Nano-Partikel hierzulande in Lebensmitteln und Kosmetika deklariert werden, schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Ausserdem seien neuartige Nanomaterialien zulassungspflichtig. Für sie muss demnach gezeigt werden, dass sie weder ein Risiko für die menschliche Gesundheit noch die Umwelt darstellen, so das BAG.
Die Nano-Deklaration erlaubt es, Sonnenschutzmittel ohne diese winzigen Partikel zu wählen. Typisch für sie ist der weisse Film, den sie auf der Haut hinterlassen. Ist ein mineralische UV-Filter in Nanogrösse enthalten, erscheint die Crème transparent.
Bleibt die Frage, ob ein organischer oder ein mineralischer UV-Filter besser ist. Das BLV macht dazu keine Empfehlungen. Das Bundesamt betont aber die Wichtigkeit des Sonnenschutzes allgemein: «Nach aktuellem Wissensstand überwiegt der Nutzen von mineralischen und organischen UV-Filtern allfällige Risiken».
Und jetzt?
Ohne Sonnenschutz geht es heute nicht mehr, das steht fest. Doch man kann immerhin durch luftige, helle, lange Kleidung die Fläche minimieren, die eingecrèmt werden muss – ganz nach dem Vorbild wüstenbewohnender Menschen, denn sie müssen mit Hitze und sengender Sonne umzugehen wissen. Ausserdem gilt die übliche Empfehlung, die pralle Sonne besonders mittags zu meiden.
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