In Europa wächst die Arve, gefolgt von der Lärche, in höheren Lagen als jede andere Baumart. Urs-Beat Brändli, Leiter des wissenschaftlichen Dienstes des Schweizerischen Landesforstinvestar (LFI), hat nach der Analyse von Luftbildern und mehrtägiger Suche am Nordhang des Gornergrates einige kleine Arven auf 2745 Meter in einer unzugänglichen Felswand gefunden. Das grösste Exemplar ist zirka 2,2 m hoch und hat in 1,3 m Stammhöhe einen Durchmesser von ungefähr 6 cm. Schliesslich fand Brändli auf 2765 Meter einen erst 11 cm hohen Winzling, in einer Felsspalte am nahe gelegenen Unterrothorn.

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Auf 2520 m über Meer wachsen diese beiden Arven, die wohl über
300 Jahre alt sind.
Bild: Urs-Beat Brändli

Ist das der Schweizer Rekord, vielleicht sogar Europarekord? In der Literatur finden sich nur wenige Angaben über höhere Fundorte. Diese Standorte sind jedoch entweder nicht beschrieben oder so unpräzise dokumentiert, dass es nicht möglich ist, sie zu überprüfen. Denn Fundmeldungen ohne Koordinaten und Fotos sind keine verlässlichen Quellen.

Ab zehn Zentimeter Baumgrösse: Erfassung im Logbuch
Deshalb eröffnet das LFI nun ein öffentliches Logbuch, in das Spezialisten wie auch Laien ihre Funde eintragen können – nicht nur für die Arve, sondern für alle Gehölzarten an der Obergrenze ihrer Verbreitung. Die Minimalgrösse eines Baumes oder Strauches muss lotrecht gemessen 10 cm betragen. LFI-Mitarbeiter sammeln alle Fundmeldungen, die den Anforderungen entsprechen, und publizieren diese ab Januar 2016 laufend auf der Webseite des LFI.

Feld-Teams des LFI werden die bedeutendsten Funde für die Forschung vor Ort überprüfen und exakt vermessen, vor allem Arven, Lärchen, Fichten, die in der Schweiz an der oberen Waldgrenze wachsen. Diese Bäume bilden die Basis für eine langfristige wissenschaftliche Messreihe an der Baumgrenze. Mit künftigen Messungen soll untersucht werden, wie sich das Pflanzenwachstum in der so genannten Kampfzone im Verlaufe der Zeit entwickelt. Damit entstehen wertvolle Hinweise, wie sich die Klimaveränderung auf die Verbreitung einzelner Baumarten auswirkt.