Bedrohte Arten profitieren von den lokal begrenzten Revitalisierungen von Flüssen nicht, stellten die Fischbiologen Gregor Thomas und Armin Peter von der Wasserforschungsanstalt Eawag fest. Sie scheinen gezielte, auf die Bedürfnisse der Arten abgestimmte Strategien zu benötigen, schreiben die Forscher im Heft «Wasser Energie Luft» des Schweizerischen Wasserwirtschaftsverbands.

Diese Schlüsse ziehen Thomas und Peter aus einer Übersichtsstudie über 62 Erfolgskontrollen von Revitalisierungsprojekten in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Frühere Auswertungen waren zum Schluss gekommen, dass zwar die Gestalt und Fliessdynamik renaturierter Flüsse wieder naturnaher wurden, dies den Lebewesen jedoch häufig wenig nützte.

Zusätzlich ziehen die Forscher vier eigene Studien bei, in denen sie mit verschiedenen Methoden untersucht haben, wie rasch Fische einen Flussabschnitt wieder besiedeln können und woher sie kommen. Die Untersuchungen fanden an der Mönchaltorfer Aa (ZH) sowie den lokal renaturierten Bächen Lochrütibach (NW) und Seewag (LU) statt.

Wanderfaule Fischarten
Es zeigte sich, dass die Wiederbesiedlung vor allem durch die ohnehin dominanten Fischarten aus der näheren Umgebung stattfand. Historisch belegte Bestände oder gefährdete Arten tauchten nicht wieder auf, auch wurden eingeschleppte Arten nicht zurückgedrängt.

Verschiedene Arten besiedeln «leere» Flussabschnitte unterschiedlich schnell – während eine Bachforelle 1,4 Kilometer wanderte, bewegten sich Schmerlen nur 800 Meter weit, eingeschleppte Sonnenbarsche gar nur 600 Meter. «Die Ausbreitung der Fische ist generell eher kleinräumig», schreiben die Autoren.  «Dies verdeutlicht, wie limitiert und langwierig Wiederbesiedlungsprozesse sein können.»

Das Fazit der Forscher: Idealerweise liegen revitalisierte Strecken nur einige hundert Meter entfernt von naturnahen Abschnitten oder solchen mit einer grossen Artenvielfalt. Zukünftige Revitalisierungen sollten zudem grossflächig sein und unmittelbar an solche Quellen für die Wiederbesiedlung anschliessen. Erfolgskontrollen müssten über mehrere Jahre hinweg stattfinden.

In der Schweiz sind rund 15'000 Kilometer Fliessgewässer in einem schlechten Zustand. Mit dem revidierten Gewässerschutzgesetz, das 2011 in Kraft getreten ist, müssen 4000 Kilometer davon innerhalb von 80 Jahren naturnah zurückgebaut werden. Für die Planung erhalten die Kantone zwischen 2012 und 2015 insgesamt 142 Millionen Franken.