Vielfalt in den Extremlagen
Forscher untersuchen Flechtenarten
Flechten sind auf saubere Luft angewiesen und reagieren sensibel auf Schadstoffe. Ihre Beobachtung macht daher in vieler Hinsicht Sinn.
Aus dem umfassenden Iventar der Flechtenarten der Alpen geht hervor: Flechten eignen sich hervorragend als Indikatoren für Umweltverschmutzung und Klimawandel, wie das erste umfassende Inventar der Flechtenarten der Alpen zeigt.
Flechten kommen in der Wüste ebenso vor wie in Heidelandschaften. Selbst in der Antarktis kann man auf sie treffen. Ihre Lebensweise - eine Wohn- und Lebensgemeinschaft aus einem Pilz und einer oder mehreren Algen - ermöglicht es ihnen, extreme Lebensräume zu erschliessen, wie Helmut Mayrhofer vom Institut für Biologie der Universität Graz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur APA erläutert.
Während der Pilz organische Nährstoffe aufschliessen kann, betreiben die Algen Fotosynthese, aus der Zucker entsteht, der auch vom Pilz genutzt wird, sagte Mayrhofer. Kein Wunder also, dass Flechten zu den dominanten Lebensformen in den Hochlagen der Alpen zählen.
Während die breite Öffentlichkeit besorgt über den dramatischen Rückgang der Gletscher ist, sind Biologen wesentlich mehr alarmiert durch die Veränderungen der Lebensräume. «Die Auswirkungen auf die Vegetation der höheren Pflanzen wurden untersucht, aber wichtige ökologische Rückgrate in Form von niederen Pflanzen und wenig bekannten mikrobiellen Organismen wurden noch nicht sorgfältig studiert», schilderte der Grazer Lichenologe (Flechten-Experte).
1800 Arten in der Schweiz
Das mag auch damit zusammenhängen, dass es bisher noch kein umfassendes Inventar der Flechtenarten für die Alpen gab. Mit der nun vorliegenden 600 Seiten umfassenden Dokumentation, die jüngst in der Open-Access-Zeitschrift «MycoKeys» veröffentlicht wurde, gehört dieses Manko der Vergangenheit an. Ein mehrjähriges internationales Forschungsprojekt unter Grazer Leitung hat es ermöglicht.
Insgesamt haben die Forschenden rund 15 Jahre an der nun vorliegenden Liste aller Arten samt Informationen zu ihrer Systematik, Verbreitung und Ökologie gearbeitet. «Jetzt haben wir die Basis für weitere Forschungen zur Evolution und Diversität, aber auch zum Klimawandel», hob Mayrhofer hervor.
Mehr als 3000 Flechtenarten
Insgesamt sind die Lichenologen aus den acht Alpenstaaten auf 3163 unterschiedliche Flechtenarten in den Alpen gestossen. Im österreichischen Teil der Alpen finden sich 2337 dokumentierte Arten, 2169 sind es in Italien. Für die französischen Alpenregionen wurden etwa 2000 aufgelistet, in den Schweizer Alpen sind rund 1800 Arten vertreten. In Deutschland sind es rund 1200 und an die 150 in Liechtenstein. Slowenien weist rund 890 auf. Lediglich für Monaco gibt es noch gar keine Angaben.
Die Vielfalt der Flechtenarten in dem Gebirge mit einer Ausdehnung von nahezu 1200 Kilometern Länge wurde zwar seit dem 18. Jahrhundert erforscht. Die Daten waren jedoch weit über Europa verstreut und aus manchen Gebieten habe es grosse Forschungslücken gegeben, so Mayrhofer. Die Kenntnis der Biodiversität sei jedoch von grosser Bedeutung für das Verständnis von Umweltwelteinflüssen auf unser Leben.
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