Man könnte ihn mit dem Löwenzahn verwechseln, aber bei genauerem Hinsehen unterscheidet sich der Huflattich deutlich davon. Nicht zuletzt kennt man Löwenzahn (Taraxacum officinale) als beinahe allgegenwärtige Sommerblume mit hohlem Stiel, während der Huflattich (Tussilago farfara) nur im Frühling seine gelben Blütenköpfe der Sonne entgegenstreckt. Letzteres ist sehr wörtlich gemeint.

Abends lässt er das Köpfchen hängen

Bei Sonnenschein leuchten die gelben Blüten auffällig aus dem noch wenig saftigen Gras an Wegesrändern oder unter trockenem Laub im Wald hervor. Sie sitzen am Ende langer Stiele, die mit kurzen Blättern wie mit Schuppen bedeckt sind. Gegen Abend oder bei schlechtem Wetter schliessen sich die Blüten und nehmen eine nickende Stellung ein: Der Huflattich lässt buchstäblich den Kopf hängen.

Gutes Timing sorgt für genetischen Austausch

Auch im Aufbau sind Huflattich-Blüten interessant, wie der Botanische Garten Berlin ausführt. Sie bestehen aus rund 300 zungenförmigen, weiblichen Randblüten und 30 bis 40 Röhrenblüten in der Mitte. Bei Letzteren sind mit den Staubblättern nur die männlichen Teile funktionsfähig. Theoretisch könnte sich die Pflanze also selbst bestäuben, doch dann fiele der genetische Austausch mit anderen Individuen weg. Selbstbestäubung ist beim Huflattich dadurch ausgeschlossen, dass die beiden Blütenteile nicht gleichzeitig reif sind. Über unterirdische Teile vermehrt er sich auch ungeschlechtlich (vegetativ).

Heilsam, aber nicht unproblematisch

Huflattich gilt als schleimlösend sowie reizlindernd und soll laut dem Schweizer Naturkosmetikhersteller Rausch als erste Pflanze überhaupt gegen Husten und Reizhusten eingesetzt worden sein. Tee, Sirup oder Tinkturen helfen demnach bei chronischem Husten, Bronchitis oder Asthma ebenso wie beim Wiederaufbau von Schleimhäuten der Atemwege. Huflattich wird ausserdem eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben, die bei der Behandlung von Schürfungen, Pickeln oder Ekzemen zum Zug kommt. Weiter hilft die Pflanze bei Kopfhaut- und Haarproblemen.

In der Clinitox-Datenbank des Instituts für Veterinärpharmakologie und -toxikologie der Uni Zürich ist Huflattich allerdings als Giftpflanze aufgeführt. Grund dafür sind die enthaltenen giftigen Pyrrolizidinalkaloide, die insbesondere Leberschäden verursachen können. In der Landwirtschaft ist Tussilago farfara daher ein Problemunkraut, das keinesfalls z. B. eine Spinaternte verunreinigen darf. Nutztieren darf Huflattich laut Clinitox wegen möglicher Rückstände in Lebensmitteln verfüttert oder als Heilmittel eingesetzt werden. «Aufgrund möglicherweise toxischer Inhaltsstoffe wird von einer Anwendung abgeraten», heisst es im humanmedizinischen Online-Kompendium Pharmawiki. Die Arzneidroge sei gut durch andere pflanzliche Mittel ersetzbar.

Die Blätter kommen nach

Demnach tut man wohl besser daran, den Huflattich «nur» anzuschauen. Wie der Löwenzahn wird aus den gelben Blütenköpfen ein Strauss aus Samen mit Fallschirm (Pappus). Erst nach der Blüte zeigen sich die grossen, nah am Boden stehenden Blätter in Herzform an langen Stielen. Sie ziert ein Rand aus Zähnen, sie können bis zu 20 Zentimeter lang werden und sollen der Pflanze ihren Namen gegeben haben. Wo einer der geflügelten Samen hinfällt, können noch im selben Jahr – schon innerhalb von zwei Tagen – die ersten Keimblätter erscheinen. Bis zur Blüte muss man sich dann aber noch eine Weile gedulden. Da passt der ebenfalls geläufige Volksname «Zytröseli».