Den Wunsch nach einem helleren Teint ist in manchen Ländern Asiens inzwischen zur Obsession geworden, vor allem unter jüngeren Leuten. Bereits in früheren Jahrhunderten galt in einigen Dynastien der Region eine gewisse Blässe als erstrebenswert - wie an europäischen Höfen übrigens auch. So ausgeprägt wie heute war das Bedürfnis nach weisser Haut aber noch nie.

Und es sind nicht nur die Frauen. Von Thailands männlichen Studenten nutzen inzwischen mehr als zwei Drittel (69,5 Prozent) aufhellende Mittel. Auf den Philippinen sind es 25,4 Prozent, in Indien immerhin noch 17,4 Prozent. Gründe gibt es genug. Vikit sagt: «Wenn Du als Mann weissere Haut hast, wirst Du einfach besser wahrgenommen: in der Uni, im Beruf und auch, wenn Du einen Partner suchst.»

Braune Haut bedeutet «arm»
Anders als in Europa bedeutet braune Haut in grossen Teilen Asiens immer noch, dass man körperlich arbeiten muss, unter freiem Himmel und oft auch für wenig Geld. So kommt es, dass Büroangestellte in Bangkok in der Mittagspause gern mit Sonnenschirm unterwegs sind – oder zumindest mit einer Aktenmappe, die sich über den Kopf halten.

«Whitening»-Kosmetik ist alles andere als ein Nischenprodukt. Wer heute als Europäer Pflegemittel ohne Weissmacher haben will, muss ziemlich suchen. Selbst die kleinen Läden an der Ecke haben Aufheller im Angebot, und nicht nur Hausmittel wie Papaya-Seife. Neuester Schrei sind Crèmes, die Schleim von Schnecken enthalten. Angeblich verjüngt dies nicht nur die Haut, sondern macht sie auch heller.

Mit der erst 2013 eingeführten Marke «SnailWhite» («SchneckenWeiss») ist der Unternehmer Sarawur Pornpatanaruk zu einem der 50 reichsten Männer Thailands geworden. Die 50-Milliliter-Dose kostet etwa 25 Euro. Auch bei ausländischen Touristinnen steht Schneckenschleim gerade hoch im Kurs, wie sich in den Duty-Free-Shops von Bangkoks Flughäfen zeigt. «In China, Indonesien und auf den Philippinen sehen wir grosses Potenzial», sagt der 41-Jährige.

Die Wirksamkeit ist nicht erwiesen
Beherrscht wird der Markt jedoch von den grossen internationalen Kosmetik-Konzernen wie Beiersdorf mit der Weltmarke Nivea. «Asiatische Konsumenten verwenden Whitening-Produkte vor allem, um ein junges, frisches, ebenmässiges Hautbild zu erreichen», sagt eine Beiersdorf-Sprecherin. Dazu werde die Produktion der Farbpigmente in der Haut mit verschiedenen Zusatzstoffen «natürlich Reguliert».

«Wie alle unsere Inhaltsstoffe sind auch diese Stoffe dermatologisch getestet, gut hautverträglich und sicher», versichert der Konzern. Die Experten streiten sich allerdings, ob das überhaupt etwas bringt. Zur Geschäftsentwicklung der «Whitening»-Sparte macht Beiersdorf keine Angaben.