Quallen bestehen vorwiegend aus Wasser – wenn sie an den Strand gespült werden und austrocknen, bleibt wenig übrig. Umgekehrt bedeutet dies, dass das wenige Material der Qualle sehr viel Wasser aufnehmen kann. Und genau diese Eigenschaft müssen auch Babywindeln haben. Wissenschaftler der Universität Tel Aviv haben nun eine Methode gefunden, um aus Quallen mittels Nanotechnologie ein Material zu erzeugen, das angeblich ebenso saugfähig ist wie die sogenannten Superabsorber in Windeln.

Der entscheidende Unterschied: Das Quallenmaterial ist kompostierbar. Innert dreissig Tagen ist es gemäss Angaben des Herstellers «Cine'al» biologisch abgebaut, ganz im Gegensatz zu den Polymeren aus herkömmlichen Windeln, die im Müll verbrannt werden müssen. Auch preislich könne das natürliche Material mit herkömmlichen Superabsorbern mithalten.

Da Quallen den Badegästen an Meeresstränden das Leben schwer machen, könnten also mit deren Ausfischen zwei Fliegen auf einen Streich geschlagen werden. Das saugfähige Material könnte zudem in Damenbinden und Tampons sowie für medizinisches Verbandmaterial zum Einsatz kommen. Bleibt die Frage, ob sich Produkte für den Intimbereich von Babys und Frauen verkaufen lassen, werden Quallen doch meist mit schmerzhaften Berührungen assoziiert.

Wasserspeicher im Blumentopf
Während Windeln und Damenbinden möglichst viel Flüssigkeit aufnehmen müssen, ist in Blumentöpfen der umgekehrte Effekt gefragt: Die Erde soll langsam und kontinuierlich Wasser zur Verfügung stellen. Experimentierfreudige Gärtner haben bereits festgestellt, dass das Innere von Windeln in der Erde genau diesen Zweck erfüllen kann. Das funktioniert ganz einfach: Die Windel wird nass gemacht und aufgeschnitten. Das Gel, das zum Vorschein kommt, wird unter die Erde gemischt. So steht der Pflanze über längere Zeit Wasser zur Verfügung, ohne dass sie im Nassen steht. Das funktionert im Prinzip sogar mit gebrauchten Windeln.

Doch es gibt ein Problem: Die Superabsorber aus Windel sind zwar ungiftig, aber sie sind nicht biologisch abbaubar. Wer also die Polymere aus herkömmlichen Windeln unter den Boden mischt, muss damit rechnen, dass diese Dutzende oder Hunderte Jahre dort bleiben, vergleichbar mit anderen Kunststoffen. Windeln aus Quallen würde dem Gedanken des nachhaltigen Gärtnerns deshalb viel besser entsprechen.