30 Jahre Tschernobyl
Ukraine gedenkt der Atomkatastrophe
Mit einer Schweigeminute, der Nationalhymne und Salut-Schüssen hat die Ukraine der Folgen des Super-GAUs in Tschernobyl vom 26. April 1986 gedacht.
Präsident Petro Poroschenko legte an der Reaktorruine einen Kranz nieder, Greenpeace erinnerte mit einer Lichtinstallation an die Opfer. Die Umweltschutzorganisation projizierte Fotos von Opfern auf die Aussenwand des maroden Beton-Sarkophags über dem Reaktor. Die Überschrift lautete «30 Jahre Tschernobyl - Nie wieder» und "Endloses Leid". Genau zum Zeitpunkt der Katastrophe um 01.23 Uhr legten zahlreiche Menschen Blumen am Denkmal für die Opfer in Slawutitsch nahe des Unglücksreaktors nieder und zündeten Kerzen an.
Gedenkstunde vor AKW-Ruine
Präsident Petro Poroschenko legte am Dienstag am Denkmal für die «Helden von Tschernobyl» in Kiew Blumen nieder. Anschliessend bei einer Gedenkveranstaltung an der Reaktorruine sagte er, das Atomunglück von Tschernobyl sei die weltweit «schlimmste von Menschen verursachte Katastrophe».
Das Kraftwerk von Tschernobyl sei geschlossen, doch die Folgen der Katastrophe würden «noch lange auf den Schultern des ukrainischen Volkes lasten». «Wir sind hier, um alles, was möglich ist, zu tun, um solche Unfälle in Zukunft zu verhindern», fügte der Präsident hinzu.
Begleitet wurde Poroschenko vom Präsidenten der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), Suma Chakrabarti, der ein Abkommen über 40 Millionen Euro für ein neues Atommülllager in Tschernobyl unterzeichnete. Poroschenko bedankte sich bei der Bank und bei den G7-Staaten, die weitere 47,5 Millionen Euro für diese «wichtige Geste der Solidarität» zusagten.
In Moskau würdigte der russische Präsident Wladimir Putin den Mut und die Selbstaufopferung der damaligen Helfer. «Tschernobyl ist eine ernste Lehre für die ganze Menschheit geworden, und die Folgen hallen wie ein raues Echo bis heute nach - auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen», schrieb Putin in einem Telegramm an die sogenannten Liquidatoren.
Hunderttausende Helfer aus der Sowjetunion hatten 1986 geholfen, die Strahlung einzudämmen. «Viele von ihnen haben ihr eigenes Leben geopfert, um andere zu retten», sagte Putin.
Opferzahl umstritten
Am 26. April 1986 war der Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks im Norden der Ukraine explodiert. Es dauerte zehn Tage, bis die brennende Ruine gelöscht war. Durch das Unglück wurden grosse Mengen Radioaktivität freigesetzt, die weite Gebiete der damaligen Sowjetunion und Europas verstrahlten. Es war die bisher grösste Katastrophe in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie.
Die Zahl der Todesfälle, die langfristig auf den Super-GAU zurückzuführen sind, ist umstritten: Mindestens 30 Menschen starben unmittelbar nach dem Unglück. Ein UNO-Gutachten rechnete 2005 mit insgesamt bis zu 4000 Strahlentoten; Greenpeace geht langfristig eher von 100'000 Toten aus.
Noch heute befinden sich rund 200 Tonnen Uran in dem Reaktor, eine dicke Betonhülle ummantelt sie. Der Schutzmantel droht aber brüchig zu werden, deshalb soll mit internationaler Hilfe bis zum kommenden Jahr ein neuer 25'000 Tonnen schwerer Stahlmantel fertiggestellt werden.
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, mahnte in Wien strenge Sicherheitsvorkehrungen für Atomkraftwerke an. Sicherheit könne «nie als selbstverständlich vorausgesetzt werden», erklärte er. Dies sei die wichtigste Lehre, die aus den Atomunfällen in Tschernobyl und im japanischen Fukushima im Jahr 2011 gezogen werden müsse.
Rückeroberung der Natur
Während die Menschen die Todeszone um das Atomkraftwerk für immer verlassen mussten, kehrte die Natur zurück. Eine im Oktober veröffentlichte Langzeitstudie spricht von einer grossen Zahl von Elchen, Hirschen, Rehen und Wildschweinen und es soll in der Sperrzone sogar siebenmal so viele Wölfe geben, wie in den Naturschutzgebieten der Region («Tierwelt Online» berichtete).
Wie gesund die Tiere allerdings sind, lässt sich nicht genau sagen. Forscher Denis Wischnewski, der als Biologe im Sperrgebiet arbeitet, beobachtete beispielsweise, dass die Tiere in der Region weniger Nachkommen haben und früher sterben.
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