Panorama
Wie wächst der Wald?
Um den Menschen zu zeigen, wie wertvoll der Wald ist, setzen viele Gemeinden auf Aufklärung. In Wettingen AG versucht man es mit Zahlen und Fakten aus den letzten vier Jahrzehnten. Ein Anlass, um sich ein paar Waldbegriffe einzuprägen.
Der Schaukasten ist nicht zu übersehen. Daran ändern auch die Äste nichts, die sich mit den jüngsten Unwettern über ihn gelegt haben. Wer beim Parkplatz entlang des betonierten Feldwegs in Richtung Forsthaus Muntel in Wettingen AG parkiert, kommt an der Tafel nicht vorbei. Als wollte sie den Ausflüglern in Erinnerung rufen, dass sie sich gleich in ein besonderes Waldgebiet begeben.
Ein Blick auf die Darstellungen zeigt indes, dass sich die Wissensvermittlung nicht nur auf den Kataster beschränkt, den zu beschreiten man sich gerade anschickt. Vielmehr vermitteln sie einen Überblick über den gesamten Wald der Gemeinde in den letzten rund 40 Jahren – Informationen, wie man sie in vielen Schweizer Orten findet. Statt allerdings auf die Geschichte des Waldgebietes zu beschränken, setzt Wettingen auf Grafiken sowie Zahlen, die einen Eindruck von Verteilung und Aufteilung der Wälder geben. All dies lässt sich auf einem Waldlehrpfad vertiefen.
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Doch auch der Wald selber lässt sich aufteilen. Dem grössten Segment des Kuchens, dem Ortsbürgerwald, widmet der Waldlehrpfad dabei eine eigene Grafik, welche dessen Zusammensetzung zeigt. Sie erklärt zugleich, in welche Kategorien Wald aufgeteilt werden kann: vor allem in natürliche Altersstufen. So werden im Waldbau Entwicklungsstufen in bewirtschafteten Wäldern bezeichnet.
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Jungwuchs
Zum Jungwuchs zählen Bäume, die ein Alter von bis zu 20 Jahren besitzen. Sie können natürlich oder künstlich, sprich durch Eingriffe des Menschen, entstanden sein. Von Jungbestand spricht man bis zu dem Moment, in welchem die Kronen in gegenseitigem Kontakt stehen – oder bis die Bäume eine Höhe von zwei Metern erreicht haben.
Stangenholz
Der Umfang dieser Wachstumsstufe im Wettinger Ortsbürgerwald ist beinahe gleich gross wie derjenige des Jungwuchses. In dieser Kategorie zusammengefasst sind alle Bäume mit einem Alter 20 bis 40 Jahren und einem Brusthöhendurchmesser (BHD) bis 15 Zentimeter. Mit diesem Mass wird die Grösse des Stammes angezeigt.
Baumholz 1
Dieser Begriff umschreibt die Bäume, die zwischen 40 und 60 Jahre alt sind. Unter dem Begriff Baumholz lassen sich verschiedene Unterkategorien führen, die von Gemeinde zu Gemeinde varieren können.
Baumholz 2
Mit vier Prozent Anteil am Ortsbürgerwald ist diese Kategorie in Wettingen über die letzten zwei Jahrzehnte gesehen am schwächsten vertreten. Sie fasst diejenigen Bäume zusammen, die ein Alter von 60 bis 90 Jahren erreicht haben.
Altholz
Für die Forstwirtschaft ist diese Kategorie von Bäumen, die in Wettingen den zweitgrössten Teil des Ortsbürgerwaldes ausmachen, am interessantesten. Dieser Bestand hat seine Hiebsreife erreicht. Mit dem Erreichen dieser Gruppe fällen wirtschaftlich denkende Betriebe die Bäume oft und pflanzen an ihrer Stelle jungen Wald. Das bringt allerdings auch Probleme mit sich. Denn der Totholzanteil in Altholz-Beständen ist hoch, womit sie vielen gefährdeten Arten Unterschlupf bilden. Sie bergen Nistplätze und Lebensraum für allerlei Insekten, Flechten und Pilze. Hier prallen Interessen aufeinander: Da diejenigen, die vom Holz profitieren und einen Erlös erzielen wollen. Dort diejenigen, die sich für Artenschutz stark machen und einen Schutz der Althölzer fordern.
Mittelwald
Beinahe könnte man meinen, der Begriff stamme aus J.R.R. Tolkiens Fantasie-Saga «Herr der Ringe». Dort ist die Rede von der historischen Mittelerde, dem riesigen Kontinent östlich des Meeres Belegaer. Mag sein, dass der Mittelwald dort auch vorkommt, als Gebiet, durch welches die Protagonisten mitunter streifen. Und ja, historisch ist denn auch der Begriff Mittelwald – zumindest hinsichtlich seiner Waldbauform. Dabei werden zwei verschiedene Arten der Bewirtschaftung kombiniert: der Niederwald, bei dem laut Definition alle zehn bis 30 Jahre einzelstammweise oder in Parzellen Holz geschlagen wird, und der Hochwald, bei dem der Baumbestand vor allem durch Naturverjüngung vermehrt wird. Dessen überwiegender Teil der Bäume werden erst nach 80 Jahren genutzt, sprich wenn sie das Hiebsreifalter erreicht haben.
Der Holzzuwachs
Spannend ist auch der Blick auf die Zahlen, welche den Holzzuwachs der Gemeinde Wettingen ausweisen. Gemessen werden sie in der Einheit Tfm/Ha (Tariffestmeter Holz pro Hektare). Die Aaraguer Gemeinde weist hier einen Wert von 1844 Tfm pro Jahr aus, was einem Wert von 6,8 Kubikmetern pro Hektare und Jahr entspricht. Zum Vergleich: Pro Hektare und Jahr werden in Wettingen 5,9 Kubikmeter genutzt, was einen jährlichen Zuwachs bedeutet.
Die Tafel am Rande des Wettinger Waldes gibt noch viele weitere Geheimnisse preis. Wer den nächsten Waldspaziergang plant, sollte Zeit einrechnen, um davor zu verweilen. Dasselbe gilt natürlich bei vielen anderen Schweizer Gemeinden, die bemüht sind, anschaulich Wissen über ihre Waldgebiete zu vermitteln. In der Hoffnung, dass die Bevölkerung dadurch diesem Lebensraum mit dem notwendigen Respekt begegnet.
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