Schweizer Wildtiere|Dieser Artikel gehört zum Dossier: Schweizer Wildtiere im Porträt
Der Hirschkäfer: Auffällig und gefährdet
Den grössten Teil ihres Lebens verbringen Hirschkäfer als Larve und nur eine kurze Zeit können sie durch die Luft fliegen. Die stark bedrohte Art erfüllt eine wichtige Rolle im Ökosystem.
Ihr Name lässt fälschlicherweise darauf schliessen, dass der Hirschkäfer ein Geweih trägt. Das scheinbare Geweih ist jedoch ein verlängerter Oberkiefer. Diesen haben zudem auch nur Männchen und dient zu Paarungszwecken – hauptsächlich um Rivalen zu beeindrucken. Leider ist der grösste Käfer Mitteleuropas stark vom Aussterben bedroht.
Lebensweise: nur kurz beflügelt
Bis zu acht Jahre verbringen Hirschkäfer als Larve im Totholz. Hirschkäferlarven fressen sich durchs Totholz – dabei entsteht Mulm, der laut «Naturschutz.ch» zu nährstoffreichem Humus abgebaut wird. Deshalb kommt Hirschkäfern eine wichtige Rolle im Ökosystem zu. Da der Hirschkäfer nur pilzbefallene, absterbende Bäume befällt, richtet er keine wirtschaftlichen Schäden an. Nach ihrer Zeit als Larve verpuppen sie sich. Erwachsene Hirschkäfer findet man von Ende Mai bis Mitte August – die auffälligen Tiere leben nur vier bis acht Wochen mit Flügeln; danach sterben sie. Die grössten Käfer Mitteleuropas sind dämmerungsaktiv.
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Steckbrief:Wissenschaftlicher Name: Lucanus Cervus
Grösse: Männchen bis zu neun Zentimeter (Geweih bis Hinterleib), Weibchen ungefähr vier Zentimeter
Nahrung: Totholz, Pflanzensaft
Lebensraum: Eichenwälder, jedoch auch Gärten und Mulchhaufen
Alter: mit Larvenstadium bis zu acht Jahre
Gewicht: bis zu 16 Gramm
Nahrungssuche: angetrunken von Baumsaft
Erwachsene Hirschkäfer besitzen an ihrer Unterlippe einen Pinsel, um aus Rissen in Baumrinden Baumsaft zu saugen, am allerliebsten jenen von Eichen. Der Saft ist zucker- und pilzreich. Weibchen können die Bäume mit ihrem Unterkiefer anritzen, falls keine Risse in den Rinden sind nicht reichen. Männchen hingegen sind auf die weibliche Vorarbeit angewiesen. Der Baumsaft kann aufgrund des Zuckergehalts auch vergären – so werden auch torkelnde Hirschkäfer angetroffen, die betrunken sind.
Fortpflanzung: Klammerakt
Ihre grossen Kiefer brauchen die Männchen zur Paarung – das Geweih soll den anderen männlichen Rivalen imponieren oder ihn sogar ausser Gefecht setzen: dabei wird das andere Männchen auf den Rücken gelegt. Zudem dient der überlange Kiefer zum Festhalten des Weibchens beim Paarungsakt. Das Weibchen legt die Eier anschliessend an die Wurzeln von toten oder absterbenden Bäumen.
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Der Hirschkäfer und der Mensch
Hirschkäfer stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tiere. Durch ihr langes Larvenstadium sind sie besonders anfällig für äussere Störungen. Obwohl die Menge an Totholz zugenommen hat, hat deren Qualität abgenommen – dickes, stark zerfallenes Holz von grossen und alten Bäumen fehlt. Grund dafür ist die Zerstörung ihres Lebensraums.
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