Bei den Reptilien gelten zwei Arten als in der Schweiz vom Aussterben bedroht. Allerdings wurde die rote Liste seit 2005 nicht mehr offiziell aktualisiert. Die Europäische Sumpfschildkröte ist besonders an qualitativ hochwertige Wasserlebensräume gebunden und nur an wenigen Standorten bekannt. 1994 deklarierte man sie als in der Schweiz ausgestorben, da keine fortpflanzungsfähige Population beobachtet werden konnte. Heute weiss man, dass sich die Tiere bei uns durchaus fortpflanzen können. 

Ihre Rückenschale ist oval und kann in Farben von dunkelbraun bis grünlich variieren. Ein charakteristisches Merkmal dieser Schildkrötenart sind gelbe Punkte oder Linien. 

Lebensweise 

Die Europäische Sumpfschildkröte ist tagaktiv und verhält sich sehr scheu. Bei Unsicherheit taucht sie sofort unter Wasser. In den warmen Jahreszeiten sind die Tiere gerne an der Sonne und wärmen sich. Sie sonnen sich auf Steinen oder Holzstücken am Ufer. Sobald es kälter wird, werden die Schildkröten zu Extremtauchern: Von Oktober bis März überwintern sie eingegraben unter Wasser. Das wird dadurch ermöglicht, da die Schildkröten während dieser Zeit durch ihre Haut atmen können. Der benötigte Sauerstoff wird so aus dem Wasser entzogen.  

[IMG 2]

Nahrung 

Die Tiere ernähren sich vor allem von Schnecken, Krebstieren, Insektenlarven und anderen wirbellosen Tieren. Kaulquappen, tote Fische oder Aas stehen ebenfalls auf dem Speiseplan. Neben Fleisch nehmen die Schildkröten auch noch Wasserpflanzen zu sich. 

Steckbrief Europäische Sumpfschildkröte
Wissenschaftlicher Name: Emys orbicularis 
Lebenserwartung: 70 Jahre    
Feinde: Erwachsene Tiere haben fast keine, für Jungtiere sind Wildschwein, Dachs, Fuchs und Raubvögel gefährlich 
Lebensraum: Teiche und langsam fliessende Gewässer, Brackwassergebiete in Flussmündungen 
Familie: Neuwelt-Sumpfschildkröten (Emydidae) 
Anzahl Eier: 9 bis 20  

Fortpflanzung und Nachwuchs 

Nach der Winterstarre beginnt im März die Paarungszeit. Die Weibchen legen ihre Eier meistens im Juni an trockenen, sandigen Stellen ab, wo die Sonne genügend hinscheint. Das Geschlecht der Jungtiere hängt von der Temperatur der Eier ab. Ist diese zwischen dem 30. und 40. Tag der Befruchtung über 29 Grad, schlüpft ein Weibchen, ist die Temperatur unter 28 Grad, entwickelt sich ein Männchen. 

[IMG 3]

Die Europäische Sumpfschildkröte und der Mensch 

Neben den Bemühungen, ihren natürlichen Lebensraum zu schützen, finden inzwischen zusätzliche Zucht- und Wiederansiedlungsprojekte statt. Der Tierpark Bern hat zum Beispiel im August 2023 neun junge Europäische Sumpfschildkröten in einem Naturschutzgebiet im Kanton Neuenburg ausgewildert. Bereits 2022 und 2021 wurden schon «Berner» Jungtiere unter anderem im Kanton Genf freigelassen.  

[IMG 4]