Wildtiere in der Schweiz|Dieser Artikel gehört zum Dossier: Schweizer Wildtiere im Porträt
Der Marderhund: Maskierter Einwanderer
Marderhunde kommen hierzulande vorerst nur spärlich vor. Ursprünglich stammen die Tiere aus Ostasien und gelten heute in vielen Teilen Europas als invasiv.
Der erste Nachweis eines Marderhundes in der Schweiz erfolgte 1997, ab 2010 wurde er jedes Jahr beobachtet. Wie der Waschbär wanderten vermutlich beide Tierarten aus Deutschland ein, wo die grössten Waschbärpopulationen ausserhalb ihres angestammten Verbreitungsgebiet leben. Ähnlich wie der Waschbär trägt der Marderhund eine Gesichtsmaske, welche bei ihm allerdings nicht durchgehend ist.
Ursprünglich stammt der Marderhund aus Asien, wo er in Ländern wie China, Japan und Korea beheimatet ist. Im frühen 20. Jahrhundert wurde er jedoch in Russland für die Pelzproduktion eingeführt. Von dort aus verbreitete er sich über Osteuropa und erreichte schliesslich auch die Schweiz. Marderhunde sind sogenannte Neozoen – Tierarten, die durch die Mithilfe des Menschen in ein Gebiet gelangt sind, in dem sie natürlicherweise nicht vorkommen.
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Lebensweise: Scheuer Waldbewohner
Der Marderhund ist ein dämmerungs- und nachtaktives Tier und scheu. Er kann nicht klettern und jagt auch nicht, sondern sucht sein Futter ähnlich wie ein Dachs. Er zieht sich auch gerne in verlassene Bauten der Dachse und Füchse zurück.
Als einziger Vertreter der Hundeartigen hält der Marderhund, vor allem in Regionen mit strengen Wintern, eine Winterruhe. So können die kalten Wintermonate überbrückt werden. Dies zehrt allerdings an den angefressenen Fettreserven.
Nahrung: Allesfresser
Der Marderhund ist ein Allesfresser und ernährt sich von einer breiten Palette an Nahrungsmitteln, darunter Früchte, Insekten, kleine Wirbeltiere und Pflanzen. Diese Vielseitigkeit hat es ihm ermöglicht, sich in unterschiedlichen Umgebungen anzusiedeln. Da die Tiere keine Jäger sind, durchqueren sie ihr Revier eher gemächlich und machen auch vor Aas nicht halt.
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Steckbrief Marderhund
Wissenschaftlicher Name: Nyctereutes procyonoides
Gewicht: 3 bis 12 Kilogramm
Lebenserwartung: 7 bis 8 Jahre
Feinde: Luchs, Wolf und Braunbär
Lebensraum: Laub- und Mischwälder mit dichtem Unterholz
Familie: Hunde (Canidae)
Anzahl Junge: fünf bis acht Junge
Fortpflanzung und Nachwuchs
Marderhunde leben monogam und paaren sich fürs Leben. Nach der Geburt von etwa fünf bis acht Jungtieren sorgen sich beide Elternteile um den Nachwuchs. Der Rüde bewacht meistens den Bau und bringt das Futter. Die Welpen verlassen ihre Höhle erstmals nach etwa zwei Wochen. Nach sechs Monaten sind die Jungtiere ausgewachsen.
In der Schweiz gibt es bisher keine Hinweise, dass sich die hier lebenden Tiere fortgepflanzt haben.
Der Marderhund und der Mensch
Als potenziell invasives Neozoon ist der Marderhund in der Schweiz eher unerwünscht, weil er möglicherweise der einheimischen Natur schaden könnte. Daher dürfen die Tiere das ganze Jahr über gejagt werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Sie gelten zudem als potentielle Überträger verschiedener Krankheiten wie Tollwut, Räude oder Staupe.
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