Kurioses Tier der Woche|Dieser Artikel gehört zum Dossier: Kurioses Tier der Woche
Der Hoatzin: Wiederkäuender Vogel
Der Hoatzin ist wohl der einzige Vogel, dessen Verdauungssystem dem von Kühen ähnelt. Er wird auch Stinkvogel genannt und lebt einzig in Südamerika.
An den langsam fliessenden Flüssen und Seen im Amazonasbecken findet man den Hoatzin. Mit seinem markanten Aussehen, seinen lauten Rufen, und seiner unbeholfenen Art, sich durch das Laub zu bewegen macht der spezielle Vogel sofort auf sich aufmerksam.
Wie eine fliegende Kuh
Hoatzins sind Wiederkäuer. Wie Kühe, Ziegen und Schafe verdauen Hoatzins ihre Nahrung mit Hilfe bakterieller Gärung. Die wiederkäuenden Säugetiere haben spezielle Säcke in ihrem Darm, die als Pansen bezeichnet werden. Hoatzins hingegen haben eine vergrösserte Speiseröhre und einen Kropf. Der Hoatzin ist der einzige Vogel der Welt, der diese Vorderdarmabteile anstelle eines Magens zur Verdauung der Nahrung verwendet. Seine Nahrung besteht fast ausschliesslich aus Blättern, die in den Kropf des Vogels gelangen, wo der Prozess der bakteriellen Fermentation in Gang kommt.
Die Vorderdarm-Bakterien produzieren Enzyme, die dazu beitragen, die Zellulose des zähen Blattmaterials abzubauen. Einige der mehr als 1000 Bakterienarten, die in Hoatzin-Kulturen vorkommen, sind auch bei Säugetier-Wiederkäuern zu finden. Andere Bakterien existieren offenbar nur bei diesen Vögeln. Die schlecht riechenden Bakteriendämpfe, die der Hoatzin ausatmet, brachten ihm den Spitznamen «Stinkvogel» ein.
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Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Opisthocomus hoazin
Lebensraum: tropische Regenwälder entlang von Flüssen, Teichen und Seeufern, sowie in Sümpfen
Gewicht: zwischen 700 und 900 Gramm
Lebenserwartung: 8 Jahre
Nahrung: Blätter, Blüten und Früchte
Brutzeit: 28 bis 31 Tage
Anzahl Eier: zwei bis drei
Bedrohung: nicht vom Aussterben bedroht
Faulenzen um zu Verdauen
Der Verdauungsprozess dauert sehr lange – bis zu 45 Stunden, weshalb diese Vögel etwa 80 Prozent ihrer Zeit mit Faulenzen verbringen. Sie sind oft nicht in der Lage zu fliegen, wenn ihr Kropf mit gärenden Blättern verstopft ist. Auch sonst ist der Hoatzin kein starker Flieger, da sein Brustbein und seine Flugmuskulatur weniger entwickelt sind als bei anderen fliegenden Vögeln.
Neben dem schlechten Geruch, welchen die Vögel ausstossen, ist ihr Fleisch auch nicht schmackhaft. Diesese Kombination schütze den Vogel wahrscheinlich vor übermässiger Jagd durch den Menschen.
Hoatzin-Babys am Klettern
Hoatzins bauen ihre Nester in Ästen, die über Wasserflächen hängen, und legen zwei bis drei Eier pro Brut. Jedes Hoatzin-Küken hat in den ersten drei Monaten seines Lebens zwei Krallen an den Zehen eines jeden Flügels. Wenn sich ein Raubtier einem Hoatzin-Nest nähert, lassen sich die Küken aus dem Nest ins Wasser fallen.
Die schwimmfähigen Jungtiere paddeln in Sicherheit und verstecken sich am Ufer, bis das Raubtier weiterzieht. Dann klettern sie mit ihren kleinen Krallen wieder den Baum hinauf und ins Nest.
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